18-Jähriger soll Eltern seiner Freundin erstochen haben: Große Anteilnahme und viele offene Fragen

Mistelbach/Bayreuth - Es ist ein Verbrechen, das sprachlos macht. Ein 18-Jähriger soll die Eltern seiner Freundin im Schlafzimmer erstochen haben.

Polizeiabsperrband ist vor dem Haus in Mistelbach angebracht, in dem ein 18-Jähriger zwei Menschen getötet haben soll. Die Bluttat macht viele Anwohner sprachlos.
Polizeiabsperrband ist vor dem Haus in Mistelbach angebracht, in dem ein 18-Jähriger zwei Menschen getötet haben soll. Die Bluttat macht viele Anwohner sprachlos.  © News5 / Fricke/NEWS5/dpa-mag

Das jugendliche Mädchen und die drei jüngeren Geschwister waren laut Ermittlern zur Tatzeit im Haus. Offen ist die Frage nach dem "Warum?".

In dem 1600-Einwohner-Dorf Mistelbach (Landkreis Bayreuth), in dem die Familie wohnte, wie auch in der ganzen Region sind Bestürzung und Anteilnahme groß.

Auch knapp zwei Wochen nach der Tat machen die Behörden kaum Angaben zu dem Geschehen. Unterdessen kursieren Gerüchte, die das ohnehin erschütternde Geschehen noch gewaltiger erscheinen lassen.

33-Jähriger (†) von Duo überfahren? Ermittler glauben an Mord
Mord 33-Jähriger (†) von Duo überfahren? Ermittler glauben an Mord

"Wir versuchen, die Wahrheit aufgrund objektiver Tatsachen zu finden. Und das dauert seine Zeit. Da bitten wir auch um Verständnis", sagt Polizeisprecher Matthias Potzel.

Eine mündliche Angabe bei der Polizei sei das eine - das auch peinlich genau nachzuweisen, den Tatverdächtigen zu überführen oder auch zu widerlegen das andere.

Der 18-Jährige hatte bei der ersten Vernehmung bei der Polizei die Tat eingeräumt.

Ermittler überprüfen Geständnis: Hat der 18-Jährige die Eltern seiner Freundin erstochen?

Nachbarn hörten Hilferufe aus dem Haus und alarmierten die Einsatzkräfte.
Nachbarn hörten Hilferufe aus dem Haus und alarmierten die Einsatzkräfte.  © News5 / Fricke/NEWS5/dpa-mag

Der leitende Oberstaatsanwalt Martin Dippold sagt auch: Ein Geständnis müsse ja nicht unbedingt richtig sein. "Es muss überprüft werden, was er gesagt hat."

Angesichts des gewaltigen Vorwurfs, der im Raum stehe, könnten erst dann detaillierte Angaben gemacht werden, wenn es belastbare Fakten gebe - auch aus Rücksicht auf die vier minderjährigen Kinder der Opfer. Um diese kümmert sich das Jugendamt. Das Schicksal der Kinder bewegt die Menschen besonders.

Der getötete Familienvater war als Kinderarzt in der Region bekannt. Sein Praxispartner veröffentlichte mit dem Team kurz nach der Tat im Internet ein Statement. Darin drückten die Kollegen ihre Fassungslosigkeit aus und kündigten an, die Praxis als "gemeinsames Herzensprojekt" weiterführen zu wollen.

Engen Freund erschossen: Lange Haft für 20-Jährigen
Mord Engen Freund erschossen: Lange Haft für 20-Jährigen

In einer Todesanzeige der Praxis heißt es: "Wir denken an die zurückbleibenden Kinder und deren Familie, deren Schmerz ungleich größer ist." Inzwischen hat die Praxis - wie es schon lange geplant war - einen weiteren Standort eröffnet. "Wir funktionieren", schrieb der Partner bei Twitter. Seinen Kollegen beschrieb er als wunderbaren Menschen und großartigen Arzt.

Auch die Einwohner der Heimatgemeinde der Opfer versuchen einen Weg zu finden, mit dem Geschehen umzugehen. Die Tat hat das Dorf urplötzlich in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

In der evangelischen Kirche gab es kürzlich einen Gedenknachmittag, an dem sich viele Menschen beteiligten; verteilt über mehrere Stunden, um die Corona-Vorschriften zu wahren.

Rekonstruktion des Doppelmordes: Was passierte in der Tatnacht in Mistelbach?

Noch viele Fragen offen: Was genau in Mistelbach geschah, ist weiter Gegenstand der Ermittlungen.
Noch viele Fragen offen: Was genau in Mistelbach geschah, ist weiter Gegenstand der Ermittlungen.  © Nicolas Armer/dpa

Gegen 1 Uhr hörten Nachbarn Hilferufe aus dem Haus und riefen die Polizei. Beamte fanden im Souterrain den 51-jährigen Kinderarzt und seine 47-jährige Frau, ebenfalls Medizinerin, leblos.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden im Schlaf überrascht und erstochen wurden.

Wer ist tatverdächtig? In den Fokus der Ermittler rückte als dringend tatverdächtig ein 18-Jähriger, der aus dem Landkreis stammt. Er stellte sich wenige Stunden nach der Tat im nahe gelegenen Bayreuth. Bei der Polizei räumte er die Tat zunächst ein, beim Ermittlungsrichter schwieg er dann allerdings.

Dieser erließ Haftbefehl wegen zweifachen Mordes. Der 18-Jährige sitzt seither in einer JVA für jugendliche Straftäter in Untersuchungshaft. Tage nach der Tat hieß es von der Polizei, man gehe von einem alleinhandelnden Tatverdächtigen aus. "Die Ermittlungen, auch hinsichtlich möglicher weiterer Tatbeteiligter, dauern noch an", teilte sie eine Woche später mit. Konkretere Angaben gab es dazu bislang nicht.

Was war das Motiv? Hierzu gibt es keine Angaben der Behörden, jedoch viele Gerüchte. Zu diesen will sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. Der mutmaßliche Täter sei der Freund der ältesten Tochter gewesen und habe deshalb die Nacht in dem Haus verbracht. Medienberichten zufolge lebte der junge Mann seit Kurzem bei der Familie. Die Kripo ermittelt noch zu den Fragen nach dem Motiv - sowohl bei den Angehörigen der Opfer als auch bei der Familie des Tatverdächtigen.

Auskunft dazu, was dieser zu dem Geschehen sagt, geben die Behörden nicht. Sein Anwalt sagt, sein Mandant habe bei der Polizei eingeräumt, zwei Menschen erstochen zu haben.

Stand der Ermittlungen: Wie geht es nun weiter?

Unter anderem werden sichergestellte Spuren ausgewertet und mögliche Tatwerkzeuge geprüft. Mehrere Messer aus dem Haus waren sichergestellt worden. "Gerade Gutachten in Bezug auf DNA-Spuren benötigen erfahrungsgemäß Zeit", teilte die Polizei mit.

Die Kripo untersucht auch, ob es einen Zusammenhang zur Tötung eines 24-Jährigen im August 2020 in Bayreuth gibt. Das mache man routinemäßig bei Gewaltausbrüchen oder im Fall des Einsatzes eines Schnittwerkzeugs, betonte ein Polizeisprecher.

"Die Ermittlungen werden weiter intensiv geführt", sagt Oberstaatsanwalt Dippold. Er geht davon aus, dass weitere Angaben voraussichtlich erst in etwa in zwei Wochen gemacht werden können.

Titelfoto: News5 / Fricke/NEWS5/dpa-mag

Mehr zum Thema Mord: