900 Haftbefehle und 230 Millionen beschlagnahmte Euros: BKA zieht positive Encrochat-Bilanz
Wiesbaden - Die Auswertung von Daten verschlüsselter Mobiltelefone des Providers Encrochat hat nach Angaben des Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch (60), mittlerweile zu mehreren Hundert Haftbefehlen geführt.

Durch den Zugriff auf die Daten hätten in Deutschland bisher über 900 Haftbefehle vollstreckt werden können, sagte er in einem Interview der "Bild am Sonntag".
Etwa 300 Schusswaffen seien sichergestellt und knapp 230 Millionen Euro an Vermögen gesichert worden.
"Bei den ermittelten Straftaten ging es insbesondere um Rauschgiftdelikte, weshalb wir dort in den nächsten Jahren einen deutlichen Schwerpunkt setzen werden", sagte der BKA-Chef.
Das Bundeskriminalamt hatte 2020 über Europol Encrochat-Daten mit einem Bezug zu Deutschland erhalten. Vorangegangen waren europaweite Ermittlungen zu den verschlüsselten Mobiltelefonen.
Encrochat wurde vor allem von Kriminellen genutzt. Der Dienst galt, wegen seiner aufwendigen Verschlüsselung, als nicht zu knacken.
Der Polizei gelang es im vergangenen Jahr dennoch, mehr als 20 Millionen geheimer Nachrichten abzuschöpfen.

BKA-Chef Holger Münch erwartet starken Anstieg bei Cyber-Kriminalität
BKA-Chef Münch äußerte sich in dem Interview auch zur Kriminalitätsentwicklung in Deutschland: Für 2021 erwarte man "einen starken Anstieg" bei der Kriminalität im Cyberraum, etwa dem Computerbetrug.
"Hier registrierten wir in 2020 einen Anstieg um rund zehn Prozent und erwarten einen vergleichbaren Trend auch in diesem Jahr."
Zuwächst werde es beispielsweise auch im Bereich des Subventionsbetrugs geben - "nicht zuletzt durch Betrügereien im Zusammenhang mit Corona-Subventionen". Bei Eigentums- oder Gewaltdelikten ging Münch pandemiebedingt von einem Rückgang aus.
Titelfoto: dpa/Paul Zinken