Deutsche Rentner am Telefon abgezockt: Ganze Bande zerschlagen und verhaftet!
Dresden/Pristina (Kosovo) - Eine ganze Bande an Telefon-Betrügern wurde im Kosovo verhaftet. Sie zockten zuvor unzählige Senioren in Deutschland ab.

Wer dachte, dass Telefon-Betrüger, die Rentnern meist hohe Lottogewinne versprachen, falls diese eine Reihe an "Gebühren" zahlen würden, nicht gefasst werden, irrt scheinbar gewaltig.
Nach umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaften Dresden, Ansbach (Bayern) und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) wurde nun im Kosovo ein solcher Callcenter-Betrugsring zerschlagen. Die fünf Tatverdächtigen (24, 25, 26, 28 und 37) wurden dort verhaftet und stehen nun vor einem Prozess.
Sie hatten Dutzenden Opfern im ganzen Bundesgebiet, darunter acht Dresdnern, jeweils einige Tausend Euro abgeknöpft. Insgesamt "dürfte der Schaden im zweistelligen Millionenbereich liegen", teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft am heutigen Freitag mit.
Dazu riefen die Kosovaren deutsche Rentner an und erklärten, dass diese im Lotto gewonnen hätten. Um an den hohen Betrag zu kommen, müssten sie jedoch zuerst Gebühren für den Notar, die Überweisung und ähnliches bezahlen, wurde den Senioren vorgegaukelt.
"Teilweise wurden die Geschädigten mehrfach angerufen und immer mehr Geld verlangt", erklärte Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden auf Anfrage von TAG24. Die Summen wurden anschließend von den Opfern direkt an die Kosovaren überwiesen oder aber von Mittelsmännern bei den Rentnern abgeholt und dann transferiert.
Kosovo: Zwei Callcenter ausgehoben, Anleitungen und Waffe sichergestellt

Um die Täter gezielt zu ergreifen, trafen sich die drei Staatsanwaltschaften gemeinsam mit der Kriminalpolizeiinspektion Ansbach und der Kriminaldirektion Trier (Rheinland-Pfalz) sowie der kosovarischen Polizei Anfang des Jahres in Dresden.
Am 11. November griffen die Behörden im Kosovo schließlich zu. Insgesamt 13 Wohn- und Geschäftsräume wurden durchsucht, neun Verdächtige festgenommen.
Dabei wurden auch verschiedene Beweise sichergestellt: "Unter anderem Anleitungen für die Gesprächsführung mit deutschen Tatverdächtigen, technisches Equipment eines ehemaligen und eines aktiven Callcenters sowie eine Schusswaffe", erklärte die Dresdner Staatsanwaltschaft weiter.
Das Verfahren gegen die Bande wird im Kosovo geführt. "Wir beobachten das sehr genau", so Schmidt gegenüber TAG24. "Sollte das Verfahren nicht unseren Vorstellungen entsprechen, wird hier ein weiterer Prozess eröffnet."
Weitere Opfer der Telefon-Betrüger gesucht
Die Staatsanwaltschaften gehen von einer "wesentlich höheren" Dunkelziffer an Opfern aus. In Dresden und Ansbach wird deshalb weiter gegen die Bande ermittelt.
Wer ebenfalls am Telefon abgezockt wurde, wird gebeten, sich bei der jeweiligen Staatsanwaltschaft zu melden. "Nur so kann sichergestellt werden, dass neu eingehende Informationen zuverlässig an die Ermittlungsbehörden der Republik Kosovo übermittelt werden und den berechtigten Belangen des Opferschutzes Rechnung getragen werden kann", erklärte die Staatsanwaltschaft.
Ein Helfer einer solchen Betrüger-Bande wurde im August bereits am Dresdner Amtsgericht verurteilt.
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