"Sextortion": Polizei warnt vor "Enkeltrick für junge Männer"

Erfurt - Immer wieder versuchen Betrüger, junge Männer in Thüringen mit der angedrohten Veröffentlichung von Nacktfotos oder -videos zu erpressen. Zuletzt meldete sich im Oktober ein 19-Jähriger aus Sondershausen bei der Polizei und zeigte eine Erpressung an.

Betrüger versuchen regelmäßig, Menschen per Telefon zu täuschen und um ihr Geld zu bringen.
Betrüger versuchen regelmäßig, Menschen per Telefon zu täuschen und um ihr Geld zu bringen.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Es erhielt über Instagram die Nachricht, dass ein Video von ihm existiere, auf dem er nackt zu sehen sei. Wolle er nicht, dass dieses geteilt und veröffentlicht werde, sollte er laut Polizei 9000 Euro zahlen.

Auch junge Männer in Bad Salzungen und Hildburghausen sollten im Oktober und September hohe Summen zahlen. Andernfalls würden heimlich aufgezeichnete Videos veröffentlicht werden. Die Polizei nennt das "Sextortion".

In den meisten Fällen, wie auch in Bad Salzungen, lernen die Männer bei Dating- oder anderen Plattformen junge Frauen kennen, die den Kontakt mit ihnen schnell intensivieren.

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Bald schon bitten sie sie, sensible Fotos zu verschicken oder vor der Webcam sexuelle Handlungen zu teilen. Dabei zeichnen sie diese sexuellen Handlungen auf.

"Sobald dies geschehen ist, wandelt sich der Gesprächsverlauf schnell von sanftem Wortlaut in knallharte Forderungen", heißt es in einer Mitteilung der Polizei.

Dunkleziffer: Betroffene trauen sich oft nicht, zur Polizei zu gehen

Häufig wird auch WhatsApp für den Enkeltrickbetrug genutzt.
Häufig wird auch WhatsApp für den Enkeltrickbetrug genutzt.  © Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Es ist kein neues Phänomen: In Thüringen wurden im Zeitraum April bis August 2018 bereits 139 Fälle von "Sextortion" zur Anzeige gebracht.

Die Polizei warnt eindringlich davor, Geldforderungen nachzugehen. "Die Erpressung hört in den meisten Fällen nach der Zahlung nicht auf", informiert die Thüringer Polizei. Betroffene Männer sollten den Chatverlauf mittels Screenshot sichern und sich bei der Polizei melden.

Der sogenannte Enkeltrickbetrug und die Betrugsmasche mit falschen Chats via WhatsApp kommen den Angaben einer Polizeisprecherin in Thüringen weiter deutlich häufiger vor. Trotzdem seien hier ähnliche Dynamiken im Spiel.

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Bei vielen Senioren wie auch vielen jungen Männern spiele die Scham eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, zur Polizei zu gehen. Die Dunkelziffer sei also unklar.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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