Rassismus-Eklat bei der Polizei: Geschädigter mit heftigen Vorwürfen

Gießen - "Geh' in dein Schweineland zurück": Mit diesen Worten ging ein Polizeibeamter verbal auf einen jungen Mann mit Migrationshintergrund los. Ein kurzer TikTok-Clip hielt den gesamten Rassismus-Eklat fest. Neben dem ausfällig gewordenen Beamten ist nun auch der Geschädigte bekannt - und der lieferte umgehend neue Erkenntnisse.

Der Ausschnitt aus dem TikTok-Video des gebürtigen Albaners Fabjo Sula zeigt den Gießener Polizeibeamten, von dem der junge Mann bereits im Jahr 2018 rassistisch beleidigt wurde.
Der Ausschnitt aus dem TikTok-Video des gebürtigen Albaners Fabjo Sula zeigt den Gießener Polizeibeamten, von dem der junge Mann bereits im Jahr 2018 rassistisch beleidigt wurde.  © Screenshot TikTok/fabjo.sula

Als zutiefst betroffen äußerte sich der Präsident des mittelhessischen Polizeipräsidiums, Bernd Paul (64), am Dienstag.

Kurz darauf wurde bekannt, dass es sich bei dem Beamten, dem die verbale Entgleisung unterlaufen war, um einen 34-jährigen Ordnungshüter aus Gießen gehandelt haben soll, während der Geschädigte noch immer gesucht wurde.

Doch auch seine Namenlosigkeit sollte schnell ein Ende finden. Der heutige 22-Jährige Albaner Fabjo Sula selbst war es nämlich, der den Vorfall zunächst auf YouTube veröffentlichte - und das bereits vor über einem Jahr.

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Dort fand der rund achtsekündige Clip jedoch zunächst kaum Beachtung, wie Sula der Hessenschau berichtete. Erst als er die Sequenz vor wenigen Tagen auf der Videoplattform TikTok veröffentlichte, ging diese viral und wurde schließlich auch von den Behörden ins Visier genommen.

Doch laut den Aussagen des jungen Mannes ereignete sich der Rassismus-Eklat bereits im November 2018. Damals soll der zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Touristenvisum in Deutschland lebende Sula lediglich in Nähe der Gießener Polizeidienststelle laut in seiner Muttersprache mit seiner Familie telefoniert haben, was schließlich den beschuldigten Beamten auf den Plan gerufen haben soll.

Gleich mehrere Versuche der Anzeigenerstattung wurden seitens der Polizei angeblich abgeschmettert

Der Polizei in Mittelhessen droht ein waschechter Rassismus-Eklat. (Symbolfoto)
Der Polizei in Mittelhessen droht ein waschechter Rassismus-Eklat. (Symbolfoto)  © 123rf/foottoo

Dieser soll ihn nach der verbalen Auseinandersetzung mit auf die Wache genommen und ihm sein Handy abgenommen haben. Eine Feststellung der Personalien oder einen Termin für die Abholung seines Eigentums habe es dabei nicht gegeben.

Die gesamte Konversation der beiden und ob es etwaige Anfeindungen aus beiden Lagern gegeben hat, ist derzeit nicht bekannt. Dennoch sollte sich ein Hüter des Gesetzes nicht zu derartigen Äußerungen verleiten lassen, wie auch die Mehrheit der zahlreichen Kommentatoren unter dem TikTok-Video findet.

Derweil gab Sula weitere pikante Details zu dem Vorfall preis. So habe man ihn - zumindest aus seiner Sicht - wiederholt daran gehindert, Anzeige gegen den Polizisten zu erstatten. Gleich zwei Mal sei der Versuch einer Anzeigenerstattung vor Ort abgeschmettert worden.

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Auch eine telefonische sowie letztlich eine Online-Anzeige wurde vom System nicht angenommen.

Derweil befindet sich der betroffene Beamte noch immer im Dienst. Ob er suspendiert wird und wie die als "schwierig" bezeichneten Ermittlungen weiter vorangehen werden, ist derzeit völlig offen.

Titelfoto: Screenshot TikTok/fabjo.sula

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