Von Jakob Anders und Pia Lucchesi
Berlin/Dresden/Freiberg - Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (54, CSU) hat den Verein "Königreich Deutschland" verboten, der zur Szene der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter gehört. In ganz Deutschland fanden am Dienstag Razzien statt - darunter fünf Objekte in Sachsen. In Halsbrücke (bei Freiberg) klickten die Handschellen.
"Der Zugriff fand um sechs Uhr morgens statt, zeitgleich zum bundesweiten Verbot", berichtete LKA-Sprecher Kay Anders (43). Mehrere hundert Einsatzkräfte waren in Sachsen ausgerückt, um das Verbot durchzusetzen.
Im Kanzleilehngut in Halsbrücke, wo das sogenannte Königreich seinen Hauptsitz hatte, nahmen die Beamten Peter Fitzek (59) fest. Der Mann, der sich selbst "König von Deutschland" nennt, leistete keine Gegenwehr. Anders: "Der sogenannte König hat sich kooperativ gezeigt."
Insgesamt vier Männer wurden laut Generalbundesanwalt wegen einer kriminellen Vereinigung im Zuge der Razzien festgenommen. Peter Fitzek, der die Vereinigung nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden 2012 in Wittenberg gegründet hatte, wird auch vorgeworfen, unerlaubte Einlagen- und Versicherungsgeschäfte getätigt zu haben.
"Die Mitglieder dieser Vereinigung haben einen 'Gegenstaat' in unserem Land geschaffen und wirtschaftskriminelle Strukturen aufgebaut", ließ Dobrindt erklären.
Am Abend teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit, dass drei mutmaßliche Köpfe der "Reichsbürger"-Gruppe "Königreich Deutschland" - darunter auch Peter Fitzek - in Untersuchungshaft sitzen.
Beamte sicherten Beweise, beschlagnahmen Vereinsvermögen
Die Beamten haben in Halsbrücke noch einige Tage zu tun. Sie sichern Beweise, beschlagnahmen Vereinsvermögen. Auch zahlreiche Haus- und Nutztiere nahmen die Staatsdiener in Obhut. Am Dienstag gegen 13 Uhr waren erst etwa zehn Prozent der Polizeiarbeit getan, so Anders.
Einwohner von Halsbrücke reagierten gelassen auf den Polizeieinsatz. Eine Anwohnerin zu TAG24: "Ich gehe da häufig mit den Hunden vorbei. Man grüßt sich, alles schick. Es gab nie Beschwerden." Eine andere Nachbarin ergänzte: "Unsere Gärten grenzen direkt an das Grundstück von denen. Wenn die ihr Unkraut nicht wegmachen würden, hätten wir welches. Wir haben aber kein Unkraut im Garten."
Im politischen Dresden nahm man die Nachricht von Fitzeks Festnahme positiv auf. Sachsens Innenminister Armin Schuster (63, CDU): "Ich bin für die Konsequenz dem Innenminister sehr dankbar."
Er gab sich zufrieden, sprach von einem Erfolg der "behördenübergreifenden Nadelstiche" gegen die Szene. "Der selbsternannte König von Deutschland ist schachmatt gesetzt", so der Minister.