Großrazzia gegen salafistische Vereinigung - Innensenator Geisel: Gefahr "im Keim ersticken"
Berlin - Nach dem Verbot einer salafistischen Vereinigung ist die Polizei seit den Morgenstunden im Großeinsatz in Berlin und Brandenburg.

Die Großrazzia hat nach Bild-Information gegen 6 Uhr begonnen, nachdem die Senatsverwaltung für Inneres und Sport ein Verbot gegen die Jihad-salafistische Vereinigung Jama'atu Berlin alias Tauhid Berlin ausgesprochen hatte.
Der Tagesspiegel berichtete, die Mitglieder der kleinen Gruppe würden sich aus der bereits früher geschlossenen Fussilet-Moschee kennen, in der auch Anis Amri, der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016, verkehrte.
Sie hätten den Kampf der Terrormiliz ISIS verherrlicht und zur Tötung von Juden aufgerufen. Zu der Gruppe sollen etwa 20 Personen gehören.
Circa 800 Polizeibeamte seien aktuell im Einsatz und würden mehrere Wohnungen in Neukölln, Tiergarten, Wedding und im Ortsteil Märkisches in Berlin-Reinickendorf durchsuchen.
Auch in Brandenburg sollen sich Beamte im Einsatz befinden. Bei der Razzia handelt es sich um eine koordinierte Aktion der Polizei Berlin und Brandenburg sowie der Bundespolizei. Mitglieder des SEK seien ebenfalls an dem Einsatz beteiligt.

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport informiert bei Twitter über das Verbot der salafistischen Vereinigung
Ziel der Durchsuchungen sei es, Beweise zu finden, so ein Polizeisprecher. Über Festnahmen war zunächst nichts bekannt. Gegen 9 Uhr will Innensenator Andreas Geisel (54, SPD) sich auf einer Pressekonferenz zu dem Einsatz äußern.
Update, 10.41 Uhr: Senat: Verbotener Verein unterstützte Krieg und Terroranschläge

Der vom Berliner Senat verbotene islamistische Verein war eine Art Nachfolge-Organisation der 2017 geschlossenen Fussilet-Moschee, die vom Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt besucht wurde.
Die salafistische Gruppe habe die Leerstelle füllen wollen, die durch das Verbot des Fussilet-Vereins entstanden sei, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel am Donnerstag. Ein geistiger Führer des Nachfolge-Vereins habe damals regelmäßig die Fussilet-Moschee besucht. Eine erneute Gefahr durch diese Islamisten habe man mit dem aktuellen Verbot "im Keim ersticken" wollen.
Geisel sagte, die Gruppierung Jama'atu Berlin mit rund 20 Mitgliedern befürworte den bewaffneten Glaubenskrieg, Terroranschläge auf Zivilisten und Selbstmordattentate. Sie werbe für die Ziele des sogenannten Islamischen Staates (IS) und lehne Demokratie und Rechtsstaat ab.
Innenstaatssekretär Torsten Akmann (56, SPD) betonte: "Das Vereinsverbot trifft die Richtigen. Die heute verbotene Gruppe folgt ideologisch dem IS. Darüber hinaus sind es schlimme Antisemiten, die den Tod von Jüdinnen und Juden fordern." Die Gruppe habe sich regelmäßig in Privatwohnungen und Parks zu Unterrichten und Gebeten getroffen. Über die Internet-Kanäle YouTube und Instagram seien ihre Forderungen, Aufrufe und Predigten verbreitet worden, zusätzlich habe sie Flugblätter verteilt.
Durchsucht wurden am Donnerstag von der Polizei 24 Örtlichkeiten in Berlin und zwei in Brandenburg. Betroffen davon waren 19 Menschen.
Titelfoto: Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa