Zoff zwischen Gastro-Szene und Stadt Köln erreicht nächste Runde

Köln – In der Kölner Gastro-Szene herrscht dicke Luft. Das Ordnungsamt verhalte sich laut vielen Gastronominnen und Gastronomen seit Wochen geschäftsschädigend. Am heutigen Dienstag äußerten sich die Stadtdirektorin und der Baudezernent zu dem Clinch. Für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ist das aber nicht genug.

An der Severinstorburg in der Südstadt befindet sich seit zwei Jahrzehnten die Kneipe "Torburg".
An der Severinstorburg in der Südstadt befindet sich seit zwei Jahrzehnten die Kneipe "Torburg".  © Henning Kaiser/dpa

In den vergangenen Wochen machte eine Meldung die Runde und war offenbar das Tröpfchen, welches das Fass zum Überlaufen brachte: Restaurants und Cafés seien laut Verwaltung nicht mehr dazu befugt, ihre Terrassen mit Blumenkübeln oder Pflanzen zu dekorieren oder so vom Straßenlärm abzuschirmen.

Als "lebensferne Maßnahmen" betitelte die Kölner IG Gastro das plötzlich aufgesetzte Schreiben und die damit einhergehenden Entscheidungen.

Am gestrigen Montag sorgte ein Post der Kneipe "Torburg" in der Südstadt dann für erneute Spannungen. Demnach werde man dort vom Ordnungsamt unter Druck gesetzt. Grund dafür seien zwei Schirme. "Die Schirme sind wohl zu groß, wir haben uns die Schirme und die Abtrennungen in der Pandemie gekauft, für über 20.000 Euro", schildern die beiden Inhaber es bei Instagram.

Polizei zieht krasse Karnevals-Bilanz: Massenschlägerei, Glasflaschen-Würfe und Nazi-Eklat
Köln Lokal Polizei zieht krasse Karnevals-Bilanz: Massenschlägerei, Glasflaschen-Würfe und Nazi-Eklat

Dabei wollten sie der Stadt lediglich helfen und in der unsicheren Pandemie-Zeit einen schönen Außenplatz für Gäste schaffen. Die Reissdorf-Brauerei habe die Betreiber bei der Anschaffung sogar finanziell unterstützt.

"Das war der größte Fehler unseres Lebens. Die Stadt Köln spricht uns in einem zwölfseitigen Schreiben ab, dass wir geeignet sind eine Gastronomie zu betreiben. Sie droht uns mit dem Entzug der Konzession, was gleichbedeutend mit unserem wirtschaftlichen und psychischem Ende wäre", sind die deutlichen Worte der erfahrenen Kneipiers.

Kneipe "Torburg" äußert sich bei Instagram

Stadt verstrickt sich laut Unternehmerinnen und Unternehmern in Widersprüchlichkeiten

An vielen Stellen in Köln seien Blumenkübel und Pflanzen als Abgrenzung auf Gastro-Terrassen nicht erlaubt. (Symbolbild)
An vielen Stellen in Köln seien Blumenkübel und Pflanzen als Abgrenzung auf Gastro-Terrassen nicht erlaubt. (Symbolbild)  © Marcus Brandt/dpa

Zu Gesprächen und Kompromissen sei man seitens der Stadt nicht bereit, man drohe lediglich mit Strafen. Die Torbug ist seit mehr als 20 Jahren Veedels-Treffpunkt für Jung und Alt. "Wir sind fassungslos und mussten jetzt das erste Mal in 20 Jahren einen Anwalt einschalten", berichten die Inhaber.

Wie der Kölner Stadtanzeiger schreibt, habe man sich seitens der Stadt auf die Verkehrssicherheit berufen. Das habe unter anderem auch mit den Durchfahrtswegen für Feuerwehr- und Einsatzfahrzeuge zu tun. Eine Konzession werde man nicht einfach so entziehen, dennoch könne es passieren, dass es keine Erlaubnis für die Außengastronomie mehr gebe, wenn sich Unternehmerinnen und Unternehmer nicht an die Regeln halten würden.

Das sei für die Gastronominnen und Gastronomen verständlich. Allerdings fiel den Mitgliedern der IG Gastro auf, dass die Stadt in den vergangenen Wochen auf den neu eingerichteten autofreien Zonen im Stadtgebiet sogenannte "Stadt-Terrassen" aufstelle.

Pendler müssen Geduld haben: Hang rutscht auf Gleise - Strecke bei Köln gesperrt
Köln Lokal Pendler müssen Geduld haben: Hang rutscht auf Gleise - Strecke bei Köln gesperrt

"All das, was der Gastronomie verboten ist, das feiert die Stadt Köln selber als Errungenschaft", schreibt der Verein wütend zu der Widersprüchlichkeit.

IG Gastro wettert gegen Stadt Köln

Kölns Politiker fassungslos

Wie Stadtentwicklungsdezernent Markus Greitemann am Dienstag mitteilte, seien bei ihm nicht viele Beschwerden eingegangen. Dementsprechend könne das Problem nicht allzu groß sein. Im Kölner Stadtanzeiger erzählt er, dass das Gestaltungshandbuch in diesem Jahr geändert werden solle. Vor 2023 solle man allerdings nicht mit einer Umsetzung rechnen. Bis dahin sollen Wirte laut Stadtdirektorin Andrea Blome, ihre Sondernutzungserlaubnisse genau lesen, bevor sie neue Anschaffungen machen.

Derweil äußerte sich auch Dirk Michel, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, zu den Reibereien: "Augenmaß, Respekt und Dialog sind für uns die wesentlichen Werte im Umgang mit Unternehmern. Die Gastronomie hat harte Jahre hinter sich. Wir müssen den Betreibern Luft und Freiräume lassen, um sich zu entfalten und die Sommermonate für gute Geschäfte zu nutzen"

Harte Auslegungen von Richtlinien, die teils noch nicht ausgearbeitet sind, seien nicht das, was die Stadt und ihre Einwohner an dieser Stelle weiterbringen würden.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

Mehr zum Thema Köln Lokal: