"Ich war es nicht": Rentner bestreitet Brand-Mord an behindertem Stiefsohn
Leipzig - Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass er seinen Stiefsohn mit einem Feuer tötete, weil er ihn als Ballast empfand. Am Mittwoch hat der des Mordes angeklagte Detlev B. (71) vor Gericht seine Version der Tragödie erzählt.

"Ich war es nicht", sagte der Rentner mit fester Stimme und blickte der Staatsanwältin dabei ins Gesicht. Seinen Lebensabend habe er mit seiner Partnerin Barbara Z. (71) in jenem Haus verbringen wollen, das am 21. Juni 2020 im nordsächsischen Beilrode in Flammen stand. Gerade erst sei das Dach neu gedeckt worden. Dafür habe man extra einen Kredit aufnehmen müssen.
"Ich saß draußen auf der Bank und wollte mir eine Zigarette anzünden, als ich am Stalldach plötzlich Rauch sah", berichtete der Angeklagte über jenen Augenblick, der das Leben der Familie schlagartig änderte.
In den ins Obergeschoss des angrenzenden Wohnhauses ziehenden Rauchwolken erstickte Thomas Z. (†47).
Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass dies beabsichtigt war, weil der Rentner Barbaras gehbehinderten Sohn loswerden wollte, um mit ihr und der Versicherungssumme ein neues Leben zu beginnen.
Feuerwehrmann fand Benzinkanister neben Bett des Toten
Detlev B. räumte zwar ein, dass ihn die Faulheit seines Stiefsohnes nervte, dieser seine Mutter "ausgenutzt und traktiert" habe, dennoch hätte es keinen Streit gegeben. "Ich habe ihn links liegen gelassen und meine Arbeit gemacht."
Auch die Tatsache, dass das Feuer seine persönlichen Sachen und sein erst 15 Monate altes Auto vernichtete, stellte der Angeklagte der Mordplan-Theorie der Staatsanwaltschaft entgegen. Vom Gericht befragt, wer den Brand denn gelegt haben könnte, antwortete Detlev B.: "Ich möchte hier niemanden beschuldigen, aber mich hat stutzig gemacht, dass Thomas in seinem Zimmer einen Benzinkanister hatte ..."
Den hatten Feuerwehrleute tatsächlich genau neben dem Bett gefunden, auf dem der Tote lag. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Ralf Seegers