Leipzig - In der Familie war er der liebende Ehemann und Vater, auf der Arbeit der strenge Vorgesetzte. Doch offenbar stecken in dem aktuell am Landgericht Leipzig als Serienvergewaltiger angeklagten DHL-Manager Marcus L. (33) wie bei "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" zwei Persönlichkeiten. Am Verhandlungstag (Donnerstag) offenbarten sich Abgründe.
Der Prozesstag begann mit einem langen Rechtsgespräch, bei dem die Verteidigung von Marcus L. hinter geschlossenen Türen ausloten wollte, wie sich ein Geständnis auf die Strafe auswirken würde. Eine Absprache sei dabei nicht zustande gekommen, erklärte die Vorsitzende Richterin Katrin Seidel anschließend.
Der Grund: Anwalt Martin Radowsky hatte für seinen Mandanten geständige Einlassungen zu sechs der sieben Anklagepunkte angekündigt.
Nur zum schwersten Vorwurf - der brutalen Vergewaltigung einer Joggerin (69) am 31. August 2017 im Leipziger Rosental, bei der er der Rentnerin lebensgefährliche Verletzungen zufügt haben soll (TAG24 berichtete), will er schweigen.
Das Gericht solle stattdessen seine bei der Polizei gemachten Aussagen verwerten, so der Anwalt.
Dort hatte Marcus L. erklärt, der Frau beim Joggen an den Po gefasst zu haben. Als diese sich gewehrt habe, hätte er die Kontrolle verloren und zugeschlagen. Eine Vergewaltigung der Seniorin bestritt er vehement. Die Staatsanwaltschaft hält diese Schilderung für unglaubwürdig.
Ein Diebstahl mit widerlicher Hinterlassenschaft
Für die Zeit der Einlassungen des Angeklagten, der Zeugenvernehmungen der Opfer, der Ausführungen der Kripo-Beamten und des psychiatrischen Gutachters schloss das Gericht am Donnerstag die Öffentlichkeit aus. Zuvor wurden aber zwei ebenfalls angeklagte Taten behandelt.
So gab der DHL-Manager zu, nach einer Veranstaltung das Auto eines ihm unbekannten Mannes grundlos demoliert zu haben.
Völlig bizarr verhielt er sich laut Anklage am 24. August 2021. Bei einem nächtlichen Badeausflug am Schladitzer See soll er sich an einem Rucksack anderer Badegäste zu schaffen gemacht haben.
"Der stand einfach so da am Strand", erklärte er. Marcus L. entnahm daraus den Autoschlüssel und klaute aus dem VW der Betroffenen iPhone, Smartwatch, Geld und Papiere.
Im Gegenzug hinterließ "Mr. Hyde" etwas absolut Ekelhaftes im Rucksack der Bestohlenen. Laut Staatsanwaltschaft soll er auf einen darin befindlichen BH masturbiert haben. Vor Gericht bestritt der DHL-Manager dies. Auf die Frage des Staatsanwalts, wie dann sein Sperma in den Rucksack komme, hatte er keine Antwort. Der Prozess wird fortgesetzt.