Grausame Tierquälerei in Leipzig: Ente mit Plastik verschnürt!

Von Anke Brod

Leipzig - Ein skrupelloser Fall von Tierquälerei spielte sich jetzt im Leipziger Stadtteil Lößnig ab. Am volkstümlich genannten Silbersee nahe einer Wohnsiedlung hatten Unbekannte einer Ente die Flügel gemein mit Plastik verschnürt. Am Wochenende eilte die Leipziger Wildvogelhilfe zur Rettung herbei.

Diese mit Plastik verschnürte Ente wurde in Leipzig gesichtet.
Diese mit Plastik verschnürte Ente wurde in Leipzig gesichtet.  © Facebook/Wildvogelhilfe.Leipzig

Anwohner hatten zunächst von einer mit blauem Plastikmaterial verschnürten Stockente berichtet. "Bei der Meldung hofften wir, dass sich die Ente 'nur' in Abfall verfangen hat und von selbst wieder frei kommt", hieß es auf der Facebookseite der Leipziger Wildvogelhilfe (Rechtschreibung übernommen). "Eine Nachkontrolle bestätigte das aber nicht", lautete später das alarmierende Ergebnis.

Also starteten die ehrenamtlichen Vogelhelfer eine Einfangaktion. Mit Futter, Kescher und Booten sollte die flugunfähige Ente von ihren hinderlichen Plastikfetzen befreit werden. Und zum Glück wurde sie vor Ort auch prompt gesichtet! Anlockversuche über Futter gelangten laut Wildvogelhilfe allerdings nur mit großem Abstand.

Vor der Rettungsaktion hatten nämlich schon Anwohner das leidende Tier einfangen wollen. "Umso vorsichtiger war sie uns gegenüber", teilten die Helfer mit und schrieben: "Also schwupps, die Boote zu Wasser gelassen, um die Ente einzukreisen." Sie habe im Tauchgang allerdings mehrmals Fluchtversuche unternommen. "Aber nach und nach war sie so erschöpft, dass sie nur noch kurz untertauchte und unterhalb der Wasseroberfläche zu sehen war", schilderten die Vogelprofis die Lage am Silbersee. Dann kam der Kescher zum Einsatz und das Tier somit ans Ufer!

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An Land aber offenbarte sich die ganze Misere: Dem unschuldigen Tier waren die Flügel mit einem blauen Plastikstreifen auf dem Rücken fest zusammengebunden! Als hätte diese brutale Tat nicht gereicht, war das "Werk" der Tierquäler auch noch mit einem Doppelknoten versehen. "Das schafft nicht die Natur, sondern grausame Menschenhand", schrieb die Wildvogelhilfe erschüttert.

Das dankbare Entlein wurde schließlich von dem Übel befreit und wieder in ihr gewohntes Revier in dem Regenrückhaltesee entlassen.

Vogelbeine zusammengebunden und Flügelfeldern abgeschnitten

Das Entlein konnte vom Plastik erlöst und in die Freiheit entlassen werden.
Das Entlein konnte vom Plastik erlöst und in die Freiheit entlassen werden.  © Facebook/Wildvogelhilfe.Leipzig

Im TAG24-Gespräch sagte Karsten Peterlein (45) von der Leipziger NABU-Wildvogelhilfe: "Die Ente konnte schwimmen und laufen. Sie war also für die Sommermonate eingeschränkt überlebensfähig." Feinden wäre sie indes hilflos ausgeliefert gewesen.

Und im Herbst und Winter hätte sie das unvollständig abgedeckte Federkleid das Leben kosten können. "Die Flügel waren nach oben gebunden, somit war sie weder vor Regen, Schnee, Nässe [noch] Kälte geschützt", fügte der Vogelkenner traurig hinzu.

In jüngster Vergangenheit war es in der Messestadt schon zu ähnlichen Quälereien gekommen. Demnach wurden Vogelbeine zusammengebunden oder Flügelfeldern abgeschnitten. "Auch bunte Bändchen oder selbst gebastelte Ringe werden Vögeln verbotenerweise angelegt, vermutlich als Markierung", berichtete Peterlein weiter.

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Enten und Rabenkrähen würden am häufigsten so misshandelt. Die Tiere würden privat als Jungtier aufgenommen, auf dem Menschen geprägt und dann als dessen "Besitz" gekennzeichnet - wenn lästig, setze man sie kurzerhand vor die Tür.

"Manchmal sollen wir sie sogar beim 'Besitzer' abholen, weil sie inzwischen zu groß sind oder die Wohnung zu arg verschmutzen", weiß Peterlein. Vor zwei Wochen erst sei mitten in der City an der Thomaskirche eine handzahm aufgezogene Krähe mit Brotclip am Beinchen aufgefallen, so der traurige Alltag.

Tierquälerei ist kein Kavaliersdelikt. Derartige Taten werden nach dem deutschen Tierschutzgesetz als Ordnungswidrigkeit eingestuft und mit Geldbußen bis zu 25.000 Euro geahndet.

Titelfoto: Facebook/Wildvogelhilfe.Leipzig

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