Karli bekommt eigenen TV-Beitrag: So bedeutend ist die Leipziger Flanier-Meile!
Leipzig - Ein Trip nach Leipzig beinhaltet oft auch einen Besuch der Karl-Liebknecht-Straße im Süden der Messestadt. Was diese Einkaufsmeile so besonders macht, beleuchtet ein Beitrag der MDR-Reihe "Der Osten - Entdecke, wo Du lebst".

Die Karl-Liebknecht-Straße - oder kurz Karli - gehört zu den bedeutendsten Straßen Leipzigs. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts und durchlief zahlreiche Namensänderungen: von Südstraße über Adolf-Hitler-Straße wieder zurück zur Südstraße bis hin zur heutigen Bezeichnung.
Heutzutage ist die Karli vor allem als Kneipen- und Restaurantmeile bekannt. Das war jedoch nicht immer so, wie sich einige Ur-Leipziger in dem Beitrag erinnern. Vor der Wende gab es im Süden der Stadt keine Touristen und keine Gastroszene, wie man sie nun kennt.
Anfang der 90er-Jahre hielten zunächst nur das Killywilly, die naTo und das Café Maitre dort die Stellung: "Wir haben uns schon so als die Löwen gefühlt, die hier die Savanne beherrschen", so der Kaffeehaus-Betreiber Eckehart Grundmann. Erst nach und nach folgten weitere Lokale, und die Straße füllte sich mit Leben: "Plötzlich konnte man hier draußen sitzen vor der Tür und was trinken."
Das Kulturzentrum naTo am Südplatz entstand ursprünglich als sozialpolitisches Zentrum für die "Nationale Front", Anfang der 80er-Jahre wurden dann erstmals Konzerte, Lesungen oder Theaterspiele organisiert. Inzwischen gilt das Haus als die "Mutter aller Szeneclubs in Leipzig".
Und auch den dort auftretenden Musikern gefällt der Standort an der Karli - so heben zwei Künstler vor allem die "alleehafte" Ähnlichkeit zur Hauptstadt hervor: "Als Berliner fühlt man sich sehr wohl."

Feinkost als ursprüngliche "Insel" inmitten des Großstadt-Trubels

Was die Karli auszeichnet, ist laut Eckehart Grundmann vor allem ihr Ausstellungscharakter: Hier kann man sich in einer Mischung aus Großstadt und Entschleunigung treiben lassen. Doch: "An Regentagen ist die Karli nach wie vor wie in Ost-Zeiten - leer."
Ein Ort, der eigentlich nie "leer" ist, ist die Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost, die aus einem Konservenproduktionsgelände ein alternatives Kulturzentum gezaubert hat. Dort sind unterschiedliche Geschäfte ansässig - ohne Druck von Investors oder Immobilienhaien.
Peter Hartwig, dem eine Schuhwerkstatt in der Feinkost gehört, will das ursprüngliche, unveränderte Gebäude mit seinen Mit-Betreibern erhalten. Sie sehen sich als "Insel" inmitten der Gentrifizierung des Viertels: "Rundrum verändert sich alles, aber hier drin bleibt alles gleich."
Matthias Dietrich, der in der Feinkost alte Möbel restauriert und nach Kundenwunsch anpasst, sieht es ähnlich: "Das Land, in dem ich aufgewachsen bin, gibt's nicht mehr, das Viertel, in dem ich aufgewachsen bin, ist einmal komplett umgekrempelt worden", meint er nachdenklich. "Ich will irgendwie bisschen was festhalten und bewahren und den Leuten wieder näherbringen."
Heute ist der Großteil der Karl-Liebknecht-Straße saniert oder von Neubauten gesäumt. Doch der alte Charme ist geblieben.


"Bühne, Laufsteg, Einkaufsmeile: Die Leipziger Karl-Liebknecht-Straße" seht Ihr ab sofort in der Mediathek oder am heutigen Dienstagabend ab 21 Uhr im MDR.
Titelfoto: Montage privat ; Ralf Seegers