Streit um umstrittene Straßennamen in Leipzig: So könnte die Lösung aussehen!
Leipzig - Seit Jahren wird über die Umbenennung mehrerer Leipziger Straßen diskutiert - etwa, weil deren Namensgeber einen kolonialen oder rassistischen Hintergrund haben. Die Straßenzüge einfach umzubenennen, helfe aber auch nicht, so die Meinung des Leipziger Jugendparlaments.

Parlamentssprecher Oskar Teufert brachte eine bessere Idee mit in die Ratssitzung am Mittwoch. "Die Straßennamen sind eine stetige Erinnerungsstütze für das, was passiert ist. Sie aber einfach umzuändern, wäre 'Whitewashing'", so Teufert.
Unter Whitewashing (zu Deutsch: schönfärben oder weiß waschen) versteht man das beschönigende, nicht der Wahrheit entsprechende Darstellen eines Sachverhalts.
In diesem Fall: Zwar würden die Namen von in der Kritik stehenden Persönlichkeiten wie Ernst Pinkert, der den Leipziger Zoo gegründet hatte, aber auch für die Durchführung von rassistischen Völkerschauen zuständig war, verschwinden.
Ein nachhaltiges Bewusstsein für Themen wie Kolonialismus, Antisemitismus oder Rassismus sei damit aber trotzdem nicht geschaffen, so die Meinung des Jugendparlaments.
Stadtverwaltung soll Möglichkeiten für Info-Zusatz prüfen

Die Idee hinter dem eingereichten Antrag: Die Stadtverwaltung soll ein Verfahren erarbeiten, welches Zusätze an bestimmten Straßennamen anbringen kann.
Beispielsweise über einen QR-Code sollen sich Leipziger Bürger dann Informationen zu den jeweiligen Namen auf ihr Handy holen können.
Der Vorschlag stieß auf große Zustimmung der Parteien; lediglich die Fraktion der Freibeuter fügte an, dass ein solches Tool auch für Leipziger Denkmäler erarbeitet werden sollte.
So wurde es dann auch beschlossen: Die Stadtverwaltung soll bis zum ersten Quartal in 2023 prüfen, unter welchen Rahmenbedingungen die Stadt ein solches Verfahren erarbeiten kann, welches ein Anbringen von informativen Zusätzen an Straßennamen oder Denkmälern ermöglicht.
Welche Straßenschilder oder Denkmäler dann mit Zusätzen versehen werden, soll die städtische Gemeinschaft entscheiden. In der Kritik stehen neben der Ernst-Pinkert-Straße unter anderem die Arndtstraße und die Jahnallee.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa