Tausch-Schrank im Lene-Park abgefackelt: Wie geht es weiter mit dem Nachbarschafts-Projekt?
Leipzig - Der Tauschladen im Lene-Voigt-Park ist abgebrannt - ob es sich dabei um eine Straftat oder einen Unfall handelt, ist noch unklar. Wie es mit dem gemeinnützigen Projekt weitergehen soll, besprachen am Mittwochabend verschiedene Akteure rund um den "Tauscho" in einem Livestream auf Instagram.

Die Option, den "Tauscho" einfach wieder neu aufzubauen, bestünde zwar, bestätigte Tauschbuden-Initiator Aaron Krautheim. So einfach sei das Ganze jedoch nicht, denn auch der Standort des Tauschschrankes könnte sich potenziell bald verändern müssen.
"Das Grundstück rund um den alten Lokschuppen gehört einem Privatinvestor. Die Fläche ist für eine soziokulturelle Nutzung geplant. Aktuell hat die Tauschbude dort einen Pachtvertrag, der allerdings Ende Juni 2023 ausläuft", umschrieb Grünen-Stadtrat Martin Meißner die Problematik.
Der Eigentümer des Grundstücks habe zwar bereits Interesse signalisiert, den Pachtvertrag zu verlängern; bis dies jedoch schwarz auf weiß feststeht, sei es schwierig, eine erneute Investition in einen neuen Schrank zu wagen.
Ein weiteres Problem sei die Verschmutzung rund um den "Tauscho". Auch aktuell, obwohl nur noch das Grundgerüst des Schranks am Ende des Lene-Voigt-Parks thront, bringen Anwohner ihre aussortierten Dinge und teils auch Sperrmüll und Müll an die bekannte Stelle.
Eine Gewohnheit, die vor allem beim Amt für Stadtgrün und Gewässer und der Stadtreinigung für Ärger sorgt. Zwar hat der Verein der Verschenkekiste e. V. mittlerweile die Pflegeschaft für die Tauschbude übernommen und auch viele ehrenamtliche Helfer halten das Areal so sauber wie möglich.
"Für die Stadt ist der 'Tauscho' nichts Greifbares, nichts, was man kontrollieren kann. Ehrenamtliche Helfer sind wichtig, aber wird es dort jemals ordentlich sein? Nein!", erklärte Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek.
Weitere Spenden für Zukunft des "Tauscho" benötigt

Was genau zum Feuer im Tauschladen geführt hat, konnte noch nicht geklärt werden. "Vielleicht hat auch einfach jemand seinen Grill unrechtmäßig entsorgt", mutmaßte Krautheim.
Die eingebaute Mülltonne konnten mehrere Kilos brennbares Material umfassen, von dem die Flammen schnell auf die Aluminiumwände des "Tauscho" übergreifen konnten.
Ein Fehler, der durch den Entstehungsprozess des Schranks bedingt war. "Wir hatten Stahlblech als Material für die Wände eingeplant. Während Corona kam es aber zu Lieferschwierigkeiten, weswegen wir auf Aluminium umgestiegen sind. Das ist nun relativ schnell weggeschmolzen", berichtete Krautheim.
Das Interesse an einem neuen "Tauscho" ist auf jeden Fall gegeben. Laut einer Forschungsarbeit der TU Dresden wurde die Bude im Lene-Voigt-Park täglich von knapp 600 Menschen besucht.
Vor allem auch für ukrainisch sprechende Menschen oder Eltern sei der "Tauscho" eine wichtige Anlaufstelle gewesen, so die Beobachtung.
Mittlerweile ist auch schon einiges an solidarischen Spenden auf dem PayPal-Konto des Projekts eingegangen. "Da auch Beträge von knapp drei bis fünf Euro eingegangen ist, zeigt, dass der 'Tauscho' auch für Leute, die wenig Geld haben, wichtig ist. Es zeigt, was da für eine Institution zugrunde gegangen ist", so der Initiator.
Aktuell wird ein Kostenvoranschlag bei Metallbauern erarbeitet, um ein weiteres Vorgehen planen zu können. In der Zwischenzeit werden fleißig weitere Spenden gesammelt: Diese können via PayPal an das Organisations-Team rund um den "Tauscho" gesendet werden.
Titelfoto: Anna Gumbert