Weil keine andere Idee vom Himmel fiel: Kirche wird zum Kino
Von Thomas Gillmeister
Leipzig/Wählitz - Leipzig ist reich an Filmpalästen. Und doch zieht es eine treue Fangemeinde aus der Stadt regelmäßig aufs Land. Denn in Wählitz verwandelten Barbara (62) und Erik Walther (57) eine leerstehende Kirche in ein Kino.

Ja, hier im 350-Seelen-Dörfchen Wählitz sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Und doch lieben gerade Großstädter dieses idyllische Fleckchen Erde, das zirka 40 Kilometer südwestlich von Leipzig entfernt liegt.
In der Ortsmitte thront die Kirche, daneben wohnen Barbara und Erik Walter. Sie zogen Mitte der 1990er Jahre in das alte Pfarrhaus und sanierten es liebevoll.
Mitten in den Umbauarbeiten dann der Schock: Die benachbarte Kirche brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die evangelische Kirche baute das Gotteshaus wieder auf und weihte es, ließ es allerdings als Hülle ungenutzt stehen. "So schauten wir praktisch jeden Tag auf eine zwar nagelneue, doch leere Kirche", erzählt Erik Walter.
Weil keine Idee vom Himmel fiel, überlegten die Walthers, wie sie die Kirche wiederbeleben könnten. Beim gemeinsamen Klönen fiel plötzlich das Wort "Kino". Gedacht, getan.
Der nächste Film läuft am 25. Juni

Der gelernte Theatertischler verwandelte das Gotteshaus - natürlich mit dem Segen der Kirche - in einen etwas anderen Kinosaal mit guten Lichtverhältnissen, annehmbarer Akustik und Sitzplätzen.
"Verrückt nach Paris" hieß der erste gezeigte Film. Inzwischen sind viele Cineasten verrückt nach der kleinen, niedlichen Filmkirche mit ihrer einzigartigen Atmosphäre.
Nach coronabedingter Pause werden dort nun wieder regelmäßig Filme gezeigt. Der nächste Streifen läuft am 25. Juni: "The Peanut Butter Falcon", in dem ein junger Mann mit Down-Syndrom aus dem Altersheim ausbricht und sich in ein Abenteuer stürzt.
Abenteuer lieben die Walthers - das haben sie mit ihrem Kirchen-Kino-Projekt bewiesen. Mehr Infos findet Ihr unter: www.erlebnis-kirche.info.
Titelfoto: Picture Point/Kerstin Dölitzsch