Ausgeträllert in Leipzig? Singvögel sind fast alle weg!

Von Anke Brod

Leipzig - Aktuell tagt in Montréal (Kanada) die Weltnaturkonferenz. Trotz vielfacher Gegenmaßnahmen gehen demnach weltweit die Bestände von Tier- und Pflanzenarten dramatisch zurück. Deutschlands Hauptziel für diesen Gipfel ist daher eine globale Vereinbarung zum effektiven Naturschutz. Was aber ist mit der Natur vor unserer Haustür?

Karsten Peterlein von der Wildvogelhilfe im Naturschutzbund (NABU) Leipzig. Die Umweltschützer warnen vor einem Aussterben der Singvögel in Leipzig.
Karsten Peterlein von der Wildvogelhilfe im Naturschutzbund (NABU) Leipzig. Die Umweltschützer warnen vor einem Aussterben der Singvögel in Leipzig.  © Anke Brod

Das fragt sich die Wildvogelhilfe Leipzig und warnt in diesem Zuge drastisch vor einem drohenden Aus aller Singvögel in der City.

Im TAG24-Gespräch verdeutlichte Karsten Peterlein von der Wildvogelhilfe im Naturschutzbund (NABU): "Die zehn ehemals häufigsten Vogelarten verlieren in Leipzig immer mehr Lebensräume."

Konkret seien das die Spezies Haussperling, Amsel, Star, Rotkehlchen, Grünfink, Buntspecht, Mönchsgrasmücke, Stieglitz, Blaumeise und Zaunkönig. "Mindestens 300 Flächen gingen hier in den letzten zehn Jahren ersatzlos verloren", verdeutlichte der Vogelkenner die bedenkliche Situation im Stadtgebiet.

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Und eigentlich seien alle europäischen Vogelarten nach der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Doch landeten inzwischen immer mehr Arten, die vor wenigen Jahrzehnten noch häufig vorkamen, auf der Roten Liste.

Peterlein zeigte besorgt auf: "Rund die Hälfte unserer Vogelarten ist in ihrem Bestand gefährdet!"

Bauvorhaben verdrängen Singvögel

Bereits bei der Abholzung am Wilhelm-Leuschner-Platz hatte der NABU auf das Thema aufmerksam gemacht. Grünflächen würden oft zerstört, gleichwertiger Ersatz kaum geschaffen, kritisieren sie.
Bereits bei der Abholzung am Wilhelm-Leuschner-Platz hatte der NABU auf das Thema aufmerksam gemacht. Grünflächen würden oft zerstört, gleichwertiger Ersatz kaum geschaffen, kritisieren sie.  © Anke Brod

Wenn durch Bauvorhaben Grünflächen wegfielen, so die Praxis, sei für diese Arten bisher kein funktionaler Lebensraumersatz bereitgestellt worden, berichtete er weiter und verdeutlichte: "Das wäre aber nötig, um dem Rückgang unserer Artenvielfalt entgegenzuwirken."

Hier und da würden vereinzelt Sträucher oder ein paar Bäume gepflanzt, doch erfüllten die meist kleinwüchsigen Arten nicht die Funktion als Lebensraumersatz, fuhr er fort. Auch Straßenbäume könnten das nicht leisten.

Bei der Landschaftsgestaltung sollten nunmehr dringend die Bedürfnisse der geschützten Tierarten mit bedacht werden, so die Forderung der Wildvogelhilfe. Und: Die Verantwortlichen müssten handeln.

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"Uns ist hier leider keine einzige Fläche bekannt, wo Ersatzlebensraum für diese zehn Vogelarten entstand", beklagt Peterlein die Lage in der Messestadt. "Das Artensterben passiert also vor unserer Haustür!", bedauert er.

Der NABU Leipzig hat aus aktuellem Anlass das Projekt mein-biotop.de ins Leben gerufen und bietet Euch damit Hilfestellung, in Eigenregie Lebensraum zu schaffen.

Titelfoto: Anke Brod

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