Lost in Leipzig: Internationale Varieté-Künstler kommen nicht mehr nach Hause
Leipzig - Nach der coronabedingten Schließung des Krystallpalast-Varietés hängen acht internationale Künstler der aktuellen Show in der Sachsenmetropole fest. Die meisten sind mittellos, ohne Gage, ohne staatliche Unterstützung. Lost in Leipzig...

Genau sieben Vorstellungen konnten sie noch geben, dann zwang der Lockdown den Krystallpalast in den Winterschlaf. Seither leben acht Akrobaten der Weihnachtsshow "Glanzzeit" in einer Not-WG im Varieté, weil sie aus verschiedensten Gründen nicht zurück in ihre Heimatländer können.
So wie Mica (36), der Mundstab-Artist aus Portugal. Er habe während seines Engagements in Deutschland seine Wohnung vermietet, erzählt er. Ins Hotel ziehen oder sich anderweitig einmieten kann er nicht. Denn: keine Show, keine Gage!
Und staatliche Unterstützung erhält Mica nicht.



Für Akrobatin Julia ist es nicht der erste unfreiwillige Aufenthalt

Julia (27), die Kontorsionistin (Akrobatin) aus Wien, bekommt zwar etwas Geld vom Staat, doch auch sie ist in Leipzig hängen geblieben. "Wie viele Artisten habe ich gar keine Wohnung, sondern ziehe von Engagement zu Engagement."
Eigentlich wollte sie dieses Jahr in Las Vegas sein. Doch schon im ersten Lockdown blieb sie mit dem "Cirque du Soleil" in Dubai hängen. "Da war ich mehr als 50 Tage lang in einer Kabine eines Kreuzfahrtschiffs isoliert", berichtet sie von dem Horror.
So beengt geht es in Leipzig längst nicht zu. Die acht Gestrandeten haben das ganze Varieté für sich. "Wir leben hier zusammen in einer WG und trainieren jeden Tag mehrere Stunden." Dass die ursprünglich bis Ende Februar andauernde Show noch einmal stattfinden wird, glaubt hier allerdings keiner mehr. Und neue Engagements sind vorerst auch nicht in Sicht.
Der Krystallpalast hat deshalb ein Crowdfunding-Projekt initiiert (www.leipziger-crowd.de/lostatkrystallpalast). Mindestens 7000 Euro sollen zusammenkommen, um die gestrandeten Artisten zu unterstützen.
"Das gespendete Geld kommt komplett unseren Künstlern zugute", verspricht Varieté-Sprecherin Sabine Schön.
Titelfoto: PanRay