Reporter treffen auf Leipziger Montags-Demonstranten: "Ihr seid die Kriminellen!"

Leipzig - Immer wieder montags: Zum Wochenbeginn prägen Mannschaftswagen, Hundertschaften und Demonstranten das Bild in und um die Leipziger Innenstadt. Doch wer protestiert da eigentlich - und warum? Stern TV ist mit der Bereitschaftspolizei in das Geschehen auf den Straßen der sächsischen Großstadt eingetaucht.

Immer wieder montags ziehen rechte Demonstranten durch Leipzigs Straßen.
Immer wieder montags ziehen rechte Demonstranten durch Leipzigs Straßen.  © Lena Werres/dpa

"Ich will wissen: Warum ist die Wut auf deutschen Straßen so groß?", erklärt Reporterin Sophia Maier (35) in der aktuellen Folge der Reportage-Sendung.

Polizei-Gruppenführer Robert Conrad (35) gibt einen Überblick zum Einsatz: "Das Motto von den Versammlungen geht in die ähnliche Richtung, also es ist immer Thematik Krieg beziehungsweise dann Frieden, dann diese Klima-Problematik beziehungsweise Energie-Problematik."

Mehrere Aufzüge sind auch an diesem Montagabend wieder angemeldet - von rechter und von linker Seite.

Leipzig: Züge, so weit das Auge reicht: Das hat es mit dem riesigen Leipziger "Bahn-Friedhof" auf sich!
Leipzig Züge, so weit das Auge reicht: Das hat es mit dem riesigen Leipziger "Bahn-Friedhof" auf sich!

"Einige Wenige greifen riesige Profite ab und die Meisten wissen nicht, wie sie in den Großstädten ihre Wohnungen bezahlen sollen", sagt ein Demonstrant auf einer Veranstaltung der Partei "Die Linke" zu seinen Beweggründen.

Er sei wütend auf "Leute, die die Macht haben in diesem Land, die das Geld haben in diesem Land, die entscheiden in diesem Land."

"Verpisst Euch, Alter!"

Die "Leipzig steht auf"-Demo am vergangenen Montag.
Die "Leipzig steht auf"-Demo am vergangenen Montag.  © Einsatzfahrten Leipzig

Auf der "Leipzig steht auf"-Demo herrscht ein deutlich rauerer Ton: "Warum sind Sie denn auf der Straße?", will die Reporterin wissen. "Warum wohl?!", wird ihr von einem jungen Mann mit einer Fahne der rechtsextremen "Freien Sachsen" entgegen gebrüllt, der seine Frage schließlich selbst beantwortet: "Weil die scheiß Regierung weg muss!"

Als Maier nachhakt, was genau ihn störe, schreit er weiter: "Das wisst Ihr ganz genau, Ihr seid die Kriminellen, Ihr verbreitet haufenweise scheiß Lügen." Ein älterer Mann redet auf ihn ein: "Das bringt doch nichts, die senden das doch nicht!" Daraufhin fordern sie die Journalisten unsanft zum Gehen auf: "Verpisst Euch, Alter!"

Ein Ordner der Versammlung meint über die Teilnehmer: "Das sind alles ganz normale Leute, die ihre Meinung hier kundtun und andere behaupten, das sind Nazis und das ist nicht demokratisch."

Polizei-Gruppenführer: "Stimmung uns gegenüber ist besser geworden"

Die Demo wurde mehrfach von linken Gegendemonstranten blockiert.
Die Demo wurde mehrfach von linken Gegendemonstranten blockiert.

Zwei Jugendliche haben einsam auf der Straße Platz genommen und rufen: "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda" - sie wollen die "Leipzig steht auf"-Demo blockieren: "Wir melden gerade eine Spontanversammlung an, in Form des Sitzens, um unserem Widerspruch Ausdruck zu verleihen." Es folgen an diesem Abend noch weitere Sitzblockaden.

Trotz vieler Konflikte blickt Polizei-Gruppenführer Conrad positiv auf die aktuellen Entwicklungen: "Also die Stimmung uns gegenüber ist besser geworden, ich würde auch sagen, etwas Normalität ist wieder eingekehrt, weil wir jetzt keine Corona-Maßnahmen mehr durchsetzten müssen, ist es für uns jetzt wieder einfacher geworden, weil diese Anfeindungen, die hat man schon mit nach Hause genommen damals."

Doch seine Einschätzung für die Zukunft sieht schon wieder anders aus: "Ich könnte mir vorstellen, wenn die Belastungen für die Bevölkerung weiter steigen, dass auch das Demo-Geschehen zunimmt."

Titelfoto: Lena Werres/dpa

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