Forschungsprojekt in Leipzig: Wurden diese Objekte unrechtmäßig während der NS-Zeit erworben?
Leipzig - In den nächsten zwei Jahren sollen knapp 4500 Objekte des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig auf ihre Herkunftsgeschichte überprüft werden.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts will sich die Provenienzforscherin Lina Frubrich mit Objekten im Museum beschäftigen, die in Verdacht stehen, unrechtmäßig während der NS-Zeit erworben worden zu sein.
Wie das Museum am Dienstag mitteilte, wurden hierzu sechs Forschungs-Schwerpunkte gebildet, um insgesamt 146 Kunstwerke, 42 Objekte aus dem Bereich "Alltagskultur und Volkskunde", zwei Autografen, elf Bücher und 4001 Fotografien genau zu untersuchen.
Da die entsprechenden Stücke teilweise auch erst nach 1945 verkauft wurden, soll auch die Erwerbungspolitik zu DDR-Zeiten unter die Lupe genommen werden.
"Zu den betreffenden Erwerbungen zählen die Glasnegativplatten von Hermann Walter, die das Museum 1935 über das Fürsorgeamt erhielt", teilte eine Sprecherin mit.
Auch Werke der jüdischen Künstler Eduard Einschlag und Eduard Bendemann sowie Ankäufe aus dem Nachlass der Familie Wach und Mendelssohn Bartholdy stehen im Fokus.
Provenienzforschung wird in Leipzig weitergeführt
In dem Projekt sollen nicht nur die Opfer dieser möglichen Enteignungen, sondern auch die Verantwortlichen und (Ver-)Käufer, die sich am Leid der während der NS-Zeit verfolgten Menschen bereichern konnten, kritisch untersucht werden.
So liegt ein Schwerpunkt unter anderem auf dem Versteigerungshaus Klemm und dessen Nachfolgeinstitutionen Versteigerungshaus der Stadt Leipzig und später VEB Versteigerung- und Gebrauchtwarenhaus.
Die Forschung wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.
Titelfoto: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig