Viel Kritik gegen geplanten Flughafenausbau in Leipzig: "Völlig aus der Zeit gefallen"
Leipzig - Angesichts des Klimawandels und der schwelenden Energiekrise hat die Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) gefordert, den Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle zu stoppen.

Der Luftfrachtverkehr sei die mit großem Abstand klimaschädlichste Transportform, teilte die BVF am Freitag mit.
Es sei daher "völlig aus der Zeit gefallen", an den Plänen festzuhalten, und widerspreche den Klimaschutzzielen des Bundes, hieß es. Außerdem werde durch ein fehlendes Nachtflugverbot die Nachtruhe der Anwohner ignoriert, die unter dem Fluglärm litten.
Der Flughafen Leipzig/Halle soll erheblich ausgebaut werden. Die Mitteldeutsche Flughafen AG will dafür 500 Millionen Euro investieren. Unter anderem soll die Zahl der Stellplätze für Frachtflugzeuge deutlich steigen.
Leipzig/Halle ist der zweitgrößte Frachtflughafen in Deutschland hinter Frankfurt und in Europa die Nummer 4. Für die Frachtmaschinen gibt es eine Nachtflugerlaubnis.
Zu verschiedenen Protesten gegen den Ausbau hatte das Bündnis Transform LEJ an diesem Wochenende aufgerufen.
Am Freitag war bis 18 Uhr eine Mahnwache vor der Landesdirektion Sachsen geplant, die für die Genehmigung des Vorhabens zuständig ist. Rund 25 Menschen versammelten sich dort am Vormittag, wie eine Sprecherin des Bündnisses sagte.
Für Samstag kündigte die Initiative eine Demonstration an, die bis zur geplanten Ausbaufläche und vorbei am DHL-Drehkreuz ziehen soll.
Parteien reagieren unterschiedlich auf den geplanten Protest

Der Protest gegen den Ausbau des Airports hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Die Linken empfanden ihn am Freitag als berechtigt, in der FDP hielt man ihn für "bedenklich, wenn nicht sogar kontraproduktiv".
"Die Landesdirektion Sachsen darf die Ausbaupläne der Mitteldeutschen Flughafen AG nicht genehmigen. Nach meinen Informationen gab es zu diesem Ausbauvorhaben so viele Einwendungen gegen ein Bauvorhaben wie noch nie in der Region", erklärte der Leipziger Linke-Politiker Marco Böhme (32).
Sachsens FDP-Generalsekretär Philipp Hartewig (27) bezeichnete die Pläne dagegen als "zukunftsweisend". "Schon jetzt ist der Flughafen Leipzig/Halle der viertgrößte Frachtflughafen in Europa und sichert Arbeitsplätze und Wohlstand für die ganze Region. Der Ausbau ist enorm wichtig für die weitere positive Entwicklung Mitteldeutschlands als Logistik- und Wirtschaftsstandort", so der Bundestagsabgeordnete.
"Auch wenn ich persönlich den Ausbau richtig finde, so ist es ein schwebendes juristisches Verfahren, bei dem nach Gutachten, Richtlinien und den gesetzlichen Vorgaben durch die Landesdirektion Sachsen entschieden wird. Vor allem das angekündigte Vorhaben der Demo-Organisatoren, 'das Personal der Landesdirektion erreichen zu wollen', halte ich für mindestens bedenklich, wenn nicht sogar kontraproduktiv", betonte Hartewig.
Originalmeldung von 12.54 Uhr, aktualisiert um 14.11 Uhr
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