Corona war erst der Anfang: LMU-Forscher schließen weitere Pandemien nicht aus

München - Dass Krankheiten aus anderen Ländern über ihre eigentlichen Verbreitungsgebiete verschleppt werden, ist angesichts unseres globalen, mobilen Zeitalters nicht mehr ungewöhnlich.

Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen, könnten auch künftig Schutzmasken und Medikamente notwendig machen.
Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen, könnten auch künftig Schutzmasken und Medikamente notwendig machen.  © Fabian Strauch/dpa

Eine weltweite Pandemie, wie sie ab 2020 global Gesellschaft, Wirtschaft und Politik durchrüttelte, gab es seit der Spanische Grippe rund 100 Jahre zuvor mit derartigen Konsequenzen nicht mehr.

Zu Beginn des Ausbruchs sollten Ausgangssperren, Isolation, Schutzmasken und Reiseverbote die Fallzahlen niedrig halten, die Krankenhäuser entlasten und die Opferzahlen reduzieren.

Zumindest in Deutschland. Einige Länder gingen lockerer mit der Situation um, andere Länder fuhren - teils bis heute - deutlich schwerere Geschütze auf. Als es dann wirksame Impfstoffe gegen die schweren Verläufe gab und sich "mildere" Virus-Mutationen durchsetzten, verschwanden nach und nach die Schutz-Vorkehrungen.

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Nun gibt es zwei Optionen: Entweder, man lässt alles hinter sich und hofft, dass so etwas nie wieder vorkommen wird. Oder man versucht zu erforschen, was in der Zukunft noch kommen könnte, um halbwegs vorbereitet zu sein.

Pocken, Pest, Cholera, HIV - es gibt keinen Grund zur Annahme, dass die Zukunft heilsamer werden würde, als es die Vergangenheit war. Und darum haben Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München versucht, Ursachen für drohende Pandemien zu untersuchen. Speziell für durch Viren ausgelöste Zoonosen - also Viren, die von Tieren auf Menschen überspringen.

"Seit 1999 vergeht praktisch kein Jahr, in dem wir nicht ein neues, größeres Ausbruchsgeschehen feststellen", sagt LMU-Virologe Gerd Sutter.

Die Schlagzahl der Zoonosen-Fälle erhöht sich weiter

An der Ludwig-Maximilians-Universität München hat man unter anderem einen konkreten Blick auf potenziell auftretende Zoonosen.
An der Ludwig-Maximilians-Universität München hat man unter anderem einen konkreten Blick auf potenziell auftretende Zoonosen.  © Andreas Gebert/dpa

"Zoonosen hat es schon immer gegeben. Und bereits in früheren Zeiten hatte man erkannt, dass bei zu engem Kontakt mit Tieren Unheil droht - ohne die Krankheitserreger zu kennen."

Virologe Professor Oliver T. Keppler, Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts der LMU München, erklärt: "In seltenen Fällen schafft der Erreger es doch, sich an den neuen Wirt anzupassen und zu einer ernstzunehmenden humanen Infektionskrankheit zu werden."

Geschieht es doch, kann daraus eine Epidemie oder gar Pandemie entstehen. Wie es zuletzt auch bei Corona war - und bei den Affenpocken zumindest für eine ähnliche Brisanz kurzzeitig den Anschein hatte.

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Besonders Gebiete in Asien, Afrika oder Lateinamerika seien oft Ausgangspunkte für derartige Infektionsgeschehen.

"Dort kommt es immer häufiger zum Kontakt zwischen Menschen und Wildtieren - besonders in Gebieten, in denen die Bevölkerung stark wächst", so Professor Michael Hoelscher, Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin des LMU Klinikums.

Und genau das passiert immer intensiver - und dadurch nehmen die Zoonosen immer mehr zu. "Wir informieren uns täglich in verschiedenen Netzwerken über neue Krankheiten, die irgendwo entstehen, oder bekannte Krankheiten, die plötzlich in ungewöhnlich hoher Menge auftauchen", so Dr. Camilla Rothe vom Tropeninstitut.

Die Schlagzahl wird künftig also eher mehr als weniger. Von dem Menschen wird dann abhängig, welche Chancen wir diesen Viren zur Verbreitung ermöglichen. All diese Informationen hat die LMU in einer detaillierteren Multimedia-Story aufgearbeitet.

Titelfoto: Fabian Strauch/dpa

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