Ex-Verkehrsministerin Schreyer im Untersuchungsausschuss Stammstrecke
München - Im Untersuchungsausschuss zum Debakel bei der zweiten Münchner S-Bahn-Stammstrecke steht am Dienstag ab 9 Uhr eine der wohl spannendsten Zeugenbefragungen an.
Die ehemalige Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (51, CSU) soll darüber Auskunft geben, wann und wie sie von den mehrjährigen Verzögerungen und der drohenden Kostenexplosion beim Bau der zweiten Münchner S-Bahn-Stammstrecke erfahren hat - und was die Staatsregierung daraufhin unternommen oder unterlassen hat, um den Schaden zu begrenzen.
Schreyer war von Februar 2020 bis Februar 2022 bayerische Verkehrsministerin.
Aus den bisherigen Vernehmungen und den Akten ist bereits bekannt, dass sie - zusätzlich zu den Warnungen der vom Ministerium eingesetzten Baubegleitung - Ende September 2020 auch von Seiten der Bahn von massiven Problemen bei dem größten Infrastrukturprojekt des Freistaats erfahren hatte.
Wenige Tage später rasselte sie deshalb mit dem damaligen Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla (64) zusammen.
Münchner Stammstrecke: Mehr als doppelt so teuer und neun Jahre später fertig
Auch informierte sie sowohl die Staatskanzlei als auch das Kabinett.
Dennoch passierte zwei Jahre lang wenig bis nichts. Die Verantwortlichen erklärten das bislang damit, dass sie erst die Vorlage valider neuer Fakten durch die Bahn abwarten wollten.
Diese Zahlen wiederum kamen erst Ende September 2022 auf den Tisch - und lösten ein Beben aus.
Denn statt der zuvor angesetzten 3,85 Milliarden Euro sollte das Mammutprojekt nun rund 7 Milliarden Euro plus Teuerung kosten - an Gesamtkosten werden aktuell rund 8,5 Milliarden Euro erwartet.
Und die Fertigstellung wird sich voraussichtlich vom Jahr 2028 bis ins Jahr 2037 verzögern.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa