Katholischer Priester setzt Zeichen: "Teile die Ziele des CSD uneingeschränkt"
München - Im Priestergewand beim Christopher Street Day: Der katholische Geistliche Wolfgang Rothe (55) will mit einem Auftritt bei der diesjährigen CSD-Parade in München ein Zeichen setzen.

"Ich möchte für meinen Teil um Verzeihung bitten für das, was queeren Menschen in unserer Kirche angetan wurde", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Ich teile die Ziele des CSD uneingeschränkt".
Rothe hat sich schon vor Jahren offen zu seiner Homosexualität bekannt. 2021 segnete er im Rahmen der Aktion "Liebe gewinnt" mehrere homosexuelle Paare in einem katholischen Gottesdienst - gegen den erklärten Willen des Vatikans.
Anfang des Jahres brachte er das Buch "Gewollt. Geliebt. Gesegnet." über katholisches Queer-Sein auf den Markt.
Beim CSD mitgelaufen sei er bislang noch nie. "Das hätte ich als aufdringlich von mir empfunden", sagte er. Und er habe sich als Vertreter der katholischen Kirche dazu auch "nicht berechtigt" gefühlt. Dieses Mal aber sei er ausdrücklich eingeladen worden. Dabei will er sein Priestergewand tragen.
Damit dürfte er selbst zwischen den ausgefallenen Outfits herausstechen.
Münchner CSD lädt homosexuellen Priester ein
Die katholische Kirche in Deutschland mache langsam Schritte in die richtige Richtung, sagte Rothe. Tatsächlich ist - für katholische Verhältnisse - in jüngster Vergangenheit einiges passiert. Im Januar dieses Jahres outeten sich 125 queere Beschäftigte der Kirche und protestierten unter dem Motto #OutInChurch gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz.
Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) kündigte der Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechtes an. Denn in der katholischen Kirche kann es einen bislang den Job kosten, wenn man sich zum Beispiel zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft bekennt.
"Das sind Signale, die Hoffnung machen dürfen", sagte Rothe. Aber: "Wie konsequent das am Ende ausfällt, das wird man sehen."
Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa