Nach schlimmer Missbrauchsstudie in katholischer Kirche: Dutzende neue Meldungen von Betroffenen!
München - Im Januar dieses Jahres erschütterte eine Studie zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising die katholische Kirche. Von insgesamt 497 Opfern gingen die Gutachter aus - und einer großen Dunkelziffer.

Seit der Vorstellung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch im katholischen Erzbistum haben sich in der Tat Dutzende weitere Betroffene gemeldet.
Die unabhängigen Ansprechpersonen der Erzdiözese für die Prüfung von entsprechenden Verdachtsfällen zählten bis Anfang Juni 42 neue Meldungen, wie das Bistum auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München mitteilte.
Das vom Bistum bei einer Münchner Anwaltskanzlei in Auftrag gegebene Gutachten hatte bei seiner Vorstellung im Januar weltweit Aufsehen erregt. Die Studie geht nicht nur von mindestens 497 Opfern aus, sondern auch von 235 mutmaßlichen Tätern - und ferner von einem weit größeren Dunkelfeld.
Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter (94) und Joseph Ratzinger (95), heute Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen - ebenso dem Erzbischof Kardinal Reinhard Marx (68). Dieser hatte Papst Franziskus vor einem Jahr seinen - vom Pontifex jedoch abgelehnten - Rücktritt angeboten.
Katholische Kirche laut Kardinal Reinhard Marx an "toten Punkt" angekommen

"Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten", schrieb Marx dem Papst in seinem gestellten Rücktrittsgesuch.
Die jeweiligen Untersuchungen und aus diesen folgenden Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es "viel persönliches Versagen und administrative Fehler" gegeben habe, allerdings gleichzeitig "eben auch institutionelles oder systemisches Versagen".
Die katholische Kirche sei in seinen Augen deshalb an einem "toten Punkt" angekommen.
Aus Sicht der Reformbewegung "Wir sind Kirche" ist in Marx' eigenem Bistum seit dem Rücktrittsgesuch allerdings dennoch nicht genug passiert - Gegenteil: "Die konkreten Reformschritte im Münchner Erzbistum hinken leider immer noch den Ankündigungen und Betroffenheitsbekundungen hinterher", sagte "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner im Gespräch mit der dpa.
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