Entscheidung steht an: Wiesn ist "Infektions-Risiko-Ereignis", das ist aber kein Absage-Grund!

München - Nächste Woche will die Stadt München entscheiden, ob das Oktoberfest dieses Jahr stattfinden kann. Die Zeichen stehen auf Wiesn. Wie gefährlich wird das?

Das Oktoberfest könnte 2022 wieder stattfinden. (Archivbild)
Das Oktoberfest könnte 2022 wieder stattfinden. (Archivbild)  © Andreas Gebert/dpa

Der Münchner Infektiologe Christoph Spinner (38) sieht bei einem möglichen Oktoberfest 2022 durchaus eine gesteigerte Infektionsgefahr.

"Wenn die Wiesn so stattfindet, wie wir sie kennen, ist sie natürlich ein Infektions-Risiko-Ereignis", sagte Spinner der Deutschen Presse-Agentur. Er sehe jedoch keinen Grund, das Oktoberfest wegen der Corona-Pandemie erneut abzusagen. Schließlich sei niemand gezwungen, das Volksfest zu besuchen.

Nächste Woche soll entscheiden werden, ob die Wiesn stattfindet. Zweimal hintereinander war das größte Volksfest der Welt mit seinen rund sechs Millionen Besuchern zuvor aufgrund der Pandemie und deren Folgen entsprechend abgesagt worden.

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Sollte es grünes Licht geben, gelte für diejenigen, die hingehen: "Die Übertragungswahrscheinlichkeit dort ist zwar hoch. Aber wir werden Schritt für Schritt dahin kommen, dass wir Großveranstaltungen wieder mit gutem Gefühl zulassen können", erklärte Spinner, der Pandemie-Beauftragter des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München ist.

"Wir sind in einer Phase, in der der Staat entscheiden muss, wo er noch eingreifen muss und will", führt er weiter aus.

Zutritt zum Oktoberfest 2022 nur für Geimpfte und Genesene?

Christoph Spinner (38) sieht keinen Grund zur Wiesn-Absage.
Christoph Spinner (38) sieht keinen Grund zur Wiesn-Absage.  © Angelika Warmuth/dpa

Die Gefahr, an Covid-19 zu sterben, sei inzwischen geringer als bei der Virusgrippe. In den Kliniken würden demnach immer weniger Patienten vorrangig wegen Corona behandelt. "Das klinische Bild hat sich verändert." Gründe seien die geringere Krankheitsschwere bei Omikron sowie natürlich ein zunehmender Immunschutz in der Bevölkerung.

Rund 80 Prozent der Menschen seien geimpft oder hätten eine Infektion durchgemacht. Sollte die Wiesn entsprechend nur für Geimpfte und Genesene zugänglich sein, würde das zunächst das Infektionsrisiko direkt auf dem Volksfest senken.

Jedoch besteht hiervon unabhängig auch eine Infektionsgefahr für die Umgebung - vor allem durch Reisende. Jeder könne sich durch eine Impfung vor einem schweren Erkrankungsverlauf schützen. "Ich unterstütze sehr stark die These, dass wir mit dem Virus leben lernen müssen." Dazu gehörten dann auch wieder Großveranstaltungen.

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Es sei zwar nicht ausgeschlossen, dass sich irgendwann eine neue gefährlichere Variante ausbreite. "Selbst wenn sich das Virus verändert, haben so viele Menschen inzwischen Kontakt zu dem Virus gehabt, sodass sich eine stabil höhere Immunkompetenz etabliert hat. Die Pandemiesituation hat sich nachhaltig geändert", erklärte der 38-Jährige zur aktuellen Lage.

Es gehe weiter darum, vulnerable Gruppen besonders zu schützen und Therapien für diejenigen anzubieten und weiterzuentwickeln, bei denen der Schutz durch die Impfung nicht ausreichend oder gar nicht greife. Was das Oktoberfest betrifft, rät der Mediziner deutlich: "Wenn Sie Corona vermeiden wollen, dann gehen Sie lieber nicht auf die Wiesn."

Nicht zuletzt grassierte auch früher - wegen Menschenansammlungen und der Enge in den Bierzelten - die sogenannte Wiesn-Grippe: Ärzte registrierten zur Festzeit und danach im Raum München erhöhte Zahlen von grippalen Infekten.

Titelfoto: Andreas Gebert/dpa

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