Inhaltliche Differenzen: Ex-CSU-Minister Pschierer läuft zur FDP über

München - Spannende Personalie ein Jahr vor der bayerischen Landtagswahl: Der ehemalige bayerische Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (66) ist aus der CSU ausgetreten - und schon Mitglied der FDP-Fraktion.

Franz Josef Pschierer (66) ist nun Mitglied in der FDP.
Franz Josef Pschierer (66) ist nun Mitglied in der FDP.  © Sven Hoppe/dpa

Die Fraktion habe einstimmig beschlossen, Pschierer aufzunehmen, sagte FDP-Fraktionschef Martin Hagen (41) nach der Fraktionssitzung am Mittwoch.

Er lobte: "Franz Josef Pschierer ist ein Freigeist und eine der profiliertesten marktwirtschaftlichen Stimmen im bayerischen Landtag. Er ist ein Gewinn für die FDP."

Pschierer sagte, inhaltlich habe es in der Vergangenheit durchaus Schnittmengen zwischen ihm und der FDP gegeben.

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Er verteidigte zudem die Ampel und fügte hinzu, man könne nicht alles auf die Bundesregierung schieben, wie dies jetzt "von manchen Leuten" getan werde. 16 Jahre lang sei die Union in der Bundesregierung gewesen.

Zudem machte Pschierer deutlich, wie sehr er von einer Gegenkandidatur in seinem Stimmkreis überrascht worden sei. In den vergangenen Tagen seien Dinge gelaufen, die er einfach nicht akzeptieren könne. Das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und wichtigen Personen an der CSU-Basis sei nicht mehr gegeben gewesen. Das sei für ihn die Initialzündung gewesen, sagte Pschierer. Dann habe er sich eine neue politische Heimat gesucht - und das sei die FDP.

Ob er für die FDP für den Landtag kandidieren wolle, sei aber offen und keine Selbstverständlichkeit. Er betonte aber: "In dem Intrigantenstadl wollte ich diese Legislaturperiode nicht zu Ende bringen."

Kreuzer wirft Pschierer persönliche Karriereinteressen vor

Thomas Kreuzer (63, CSU) kann den Wechsel von Franz Josef Pschierer nicht nachvollziehen.
Thomas Kreuzer (63, CSU) kann den Wechsel von Franz Josef Pschierer nicht nachvollziehen.  © Sven Hoppe/dpa

CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer (63) hat den ehemaligen bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer für dessen Wechsel zur FDP scharf kritisiert.

Pschierer habe "seine eigenen persönlichen Karriereinteressen höher bewertet als bisher vertretene sachliche Überzeugungen", sagte Kreuzer am Mittwoch.

"Nachdem er vor kurzem erfahren hat, dass er in seinem Stimmkreis einen innerparteilichen Gegenkandidaten bekommt und offensichtlich davon ausgeht, dass eine Kampfabstimmung für ihn aussichtslos ist, hat er die Fraktion gewechselt, um erneut für den Landtag - für die FDP - antreten zu können", kritisierte Kreuzer.

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"Ich habe kein Verständnis, wenn jemand politische Überzeugungen, die er über Jahre an maßgeblicher Stelle für die CSU vertreten hat, über Bord wirft, um seine Haut zu retten", sagte Kreuzer. Pschierer habe bis zuletzt kein gutes Haar an der Ampel-Regierung in Berlin gelassen, auch nicht an der FDP.

"Jetzt wechselt er ohne Skrupel zu einer Ampel-Partei. Jeder kann sich selbst darüber Gedanken machen, ob ein solches Verhalten nachvollziehbar und wie es zu beurteilen ist."

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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