Priester Rothe: Kampf gegen Homophobie in der Kirche soll kein Ritual werden

München - Anders als vor einem Jahr will der Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe (54) bei der Aktion #liebegewinnt in diesem Jahr keine gleichgeschlechtlichen Paare segnen.

Pfarrer Wolfgang Rothe (54) will laut eigener Aussage "selbstverständlich weiter homosexuelle Paare segnen".
Pfarrer Wolfgang Rothe (54) will laut eigener Aussage "selbstverständlich weiter homosexuelle Paare segnen".  © Felix Hörhager/dpa

"Im vergangenen Jahr war sie ein starkes Zeichen gegen das kurz zuvor vom Vatikan erlassene Verbot solcher Segensfeiern", teilte er am Sonntag mit.

Die Aktion sei ein Aufbegehren, ein "Jetzt erst recht!" gewesen - durch ihre Wiederholung würde ihr entsprechend dieser Charakter genommen, befürchtete der Pfarrer. "Sie würde zum Ritual".

Ein weiterer, rein pragmatischer Grund sei, dass er in München und der Umgebung der bayerischen Landeshauptstadt keine Kirche für einen solchen Gottesdienst gefunden habe. "Alle diesbezüglichen Anfragen blieben entweder unbeantwortet oder wurden abgelehnt", teilte der 54-Jährige weiter mit.

München: Mordfall Sonja Engelbrecht wieder ein Thema bei "Aktenzeichen XY... ungelöst"
München Mordfall Sonja Engelbrecht wieder ein Thema bei "Aktenzeichen XY... ungelöst"

Rothe hatte im vergangenen Jahr - wie auch viele andere katholische Priester überall in Deutschland - mehrere gleichgeschlechtliche Paare gesegnet.

Die Aktion war ein orchestrierter Protest gegen das zuvor von der Glaubenskongregation im Vatikan ausgesprochene kategorische Verbot, homosexuelle Paare zu segnen. In diesem Jahr sind Aktionen rund um den 10. Mai geplant.

Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe wird weiter homosexuelle Paare segnen

Rothe betonte, Teilnehmer der Aktion in diesem Jahr nicht kritisieren zu wollen. Er fürchtet aber um die Effektivität einer Aktion, sollte sie zu einem Ritual verkommen.

"Das vatikanische Segensverbot könnte bestehen bleiben, die homophoben Passagen im Katechismus der katholischen Kirche müssten nicht umgeschrieben werden", teilte er mit. "Das System hat Erfahrung damit, Widersprüche nicht auszuräumen, sondern auszusitzen."

Abseits der Aktion werde er selbstverständlich weiter homosexuelle Paare segnen.

Titelfoto: Felix Hörhager/dpa

Mehr zum Thema München: