Zweite Münchner Stammstrecke: Wie verheerend ist der derzeitige Stand wirklich?
München - Der Bau der zweiten Stammstrecke für die S-Bahn könnte deutlich teurer werden und sehr viel später fertig sein. Konkrete Zahlen nannte die Deutsche Bahn (DB) bislang nicht. Nun muss sie sich in München den Fragen stellen.

Wie viel wird die zweite S-Bahn-Stammstrecke kosten und wann kann sie in Betrieb genommen werden? Fragen, auf die sich die Stadt München und der Freistaat dringend Antworten erhoffen.
Am Mittwoch soll die Bahn Rede und Antwort stehen, erst in der Vollversammlung des Stadtrats, dann in der Staatskanzlei. Ministerpräsident Markus Söder (55, CSU) hat den Termin selbst in die Hand genommen, seit Ende Juni bekannt wurde, dass es Hinweise auf massive Kostensteigerungen gibt und jahrelange Verzögerungen zu befürchten sind.
Zu dem Treffen mit Söder in der Staatskanzlei hat sich der Bahn-Vorstandschef Richard Lutz (58) angekündigt, auch Verkehrsminister Christian Bernreiter (58, CSU), der Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt, Dieter Reiter (64, SPD), sowie Landräte umliegender Landkreise nehmen am für 13 Uhr angesetzten Treffen teil.
Bereits am Vormittag erwartet der Stadtrat Klaus-Dieter Josel (42), den Konzernbevollmächtigten der Bahn für Bayern.
Oberbürgermeister Reiter will sich unter anderem dafür einsetzen, dass sich schon vor Fertigstellung der Stammstrecke bereits das Angebot und zudem auch die Betriebsqualität entsprechend deutlich verbessern.
Zwei Stammstrecke in München: Baustopp kategorisch abgelehnt

Die drängendste Frage in beiden Gremien: Wie sehen die Zahlen wirklich aus? Derzeit geht das bayerische Verkehrsministerium davon aus, dass die Kosten für den Bau der zweiten S-Bahn-Röhre quer durch die Münchner Innenstadt von 3,85 auf bis zu 7,2 Milliarden Euro (!) steigen könnten.
Darüber hinaus könnte sich die Inbetriebnahme von 2028 bis auf das Jahr 2037 verzögern.
Details dazu liegen aber bislang nicht vor. Ob die Bahn am Mittwoch wirklich die ersehnten Zahlen vorlegen kann, ist indes fraglich. Eine neue Nutzen-Kosten-Analyse wurde bereits in Auftrag gegeben.
Doch bei der Frage nach den Ergebnissen hatte Josel erst kürzlich in Bayern im Verkehrsausschuss des Landtags die Abgeordneten auf Ende des Monates September, Anfang Oktober vertröstet.
Söder schränkte ein: Er rechne nicht damit, dass bei dem Treffen der "gordische Knoten" durchschlagen werde, aber er hoffe auf "belastbare Fakten". Bis zum Herbst müssten die endgültigen Entscheidungen über die weitere Finanzierung des Projekts stehen. Einen Baustopp des Großprojekts lehnen Söder und Verkehrsminister Bernreiter kategorisch ab.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa