Zweite Stammstrecke in München: Hoffen auf konkrete Zahlen von der Deutschen Bahn

München - Viel und heftig wurde im Sommer über den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München gestritten. Statt 3,85 Milliarden sollte das Projekt plötzlich bis zu 7,8 Milliarden Euro kosten. Und auch die Fertigstellung sollte sich um neun Jahre bis 2037 verzögern.

Seit mehr als zehn Jahren träumt München von der zweiten Stammstrecke für die S-Bahn. Mittlerweile hat der Bau begonnen. Doch bis hier endlich Züge rollen werden, könnten noch mal 15 Jahre vergehen.
Seit mehr als zehn Jahren träumt München von der zweiten Stammstrecke für die S-Bahn. Mittlerweile hat der Bau begonnen. Doch bis hier endlich Züge rollen werden, könnten noch mal 15 Jahre vergehen.  © Sven Hoppe/dpa

Das Entsetzen war groß. Allerdings beruhten Daten und Zahlungen nur auf Schätzungen - nun will die Deutsche Bahn endlich konkret werden. Am Donnerstag könnte DB-Chef Richard Lutz (58) bei einem Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt endlich die Ergebnisse monatelanger Untersuchungen vorlegen.

Ministerpräsident Markus Söder (55, CSU) und Verkehrsminister Christian Bernreiter (58, CSU) erwarten den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn mittags in der Staatskanzlei.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (64, SPD) sagte dagegen ab. In konstruktiven Gesprächen mit Lutz und Bernreiter habe er die Gründe dafür dargelegt. "Nachdem uns als Stadt nach wie vor die aktuellen Unterlagen der Deutschen Bahn nicht zur Verfügung gestellt wurden, macht es aus meiner Sicht auch keinen Sinn, ohne fachliche Grundlage an der Besprechung am Donnerstag teilzunehmen", erklärte er.

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Reiter forderte, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Projekt schneller voranzutreiben. "Wir brauchen dringend ein zuverlässiges Angebot für die Tausenden Pendlerinnen und Pendler."

Zweite Stammstrecke in München: Kritiker fordern Bau-Stopp

Christian Bernreiter (58, CSU, l.), Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, und Markus Söder (55, CSU), Ministerpräsident von Bayern.
Christian Bernreiter (58, CSU, l.), Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, und Markus Söder (55, CSU), Ministerpräsident von Bayern.  © Peter Kneffel/dpa

In der Tat wird die zweite Stammstrecke sehnlichst erwartet, als Kernstück eines Gesamtkonzepts, mit dem der Bahnverkehr auch weit über München hinaus modernisiert werden soll.

Die bisherige S-Bahn-Röhre durch die Innenstadt ist völlig überlastet, immer wieder gibt es Verspätungen und Chaos, zum Ärger Hunderttausender Pendler. Auch die Infrastruktur ist veraltet und störanfällig.

Doch das Mammutprojekt wird immer teurer. Auch die Hoffnungen, das Vorhaben könnte 2028 fertig sein, zerschlugen sich. Nun ist von einer Fertigstellung bis 2037 die Rede. Die Bahn blieb genaue Angaben bislang schuldig. Dabei sind genaue Zahlen wichtig, nicht zuletzt für die Finanzierung, an der sich der Bund zu 40 Prozent und der Freistaat zu 60 Prozent beteiligen wollten.

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Und weil es um enorme Summen geht, hat das Ringen um die Stammstrecke inzwischen eine politische Dimension. Im Fokus steht vor allem die Frage, ab wann die Staatsregierung von den Verzögerungen wusste.

Kritiker fordern zudem, das Prestigeprojekt zu stoppen und nach günstigeren Lösungen zu suchen, schließlich könnte am Ende alles noch viel teurer werden, als ohnehin befürchtet.

Von einem Baustopp wollte Söder aber bei einem Spitzentreffen Ende Juli nichts wissen. Für den Herbst kündigte er eine Entscheidung über die Finanzierung der zusätzlichen Kosten an. Zudem sollen andere Projekte zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in der Metropolregion vorgezogen werden. Und die Bahn soll alle drei Monate einen Bericht zum aktuellen Stand bei der Stammstrecke abgeben.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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