Alarm! Viele Notaufnahmen völlig überlastet

Braunschweig - Viele Notaufnahmen arbeiten an der Belastungsgrenze: Die Ambulanzen sind zu Stoßzeiten so überfüllt, dass Ärzte mit der Versorgung kaum hinterherkommen.
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) stellt dazu am Dienstag in Berlin ein neues Gutachten vor. Beantwortet werden soll die Frage: Was läuft falsch in der ambulanten Notfallversorgung? Die überfüllten Wartezimmer werden zum Problem.
Dabei ist längst nicht jeder Patient gleich ein Notfall. Überall in Deutschland bevölkern Menschen mit leichten Beschwerden die Ambulanzen der Krankenhäuser. Sie verursachen nicht nur lange Wartezeiten, sondern gefährden auch die Versorgung von Schwerkranken.
Elf Millionen ambulanter Notfälle gibt es laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) im Jahr.
Mindestens jeder dritte Patient könnte genauso gut in die Praxis eines niedergelassenen Arztes gehen, ergab ein bundesweites Gutachten. Und doch kommen Jahr für Jahr mehr Patienten direkt in die Notaufnahme.

Auffallend ist, dass unter den Notfall-Patienten überproportional viele Menschen mittleren Alters sind.
Den höchsten Zulauf haben die Kliniken tagsüber. Die Erwartungshaltung habe sich verändert, meint Pfleger Arnold: "Warum sollte jemand lange auf einen Facharzttermin warten, wenn er im Krankenhaus das Komplettprogramm bekommt?" Die Rundum-Diagnose in der Klinik werde teils auch von Hausärzten empfohlen, sagt Möckel von der Charité Berlin.
Marco Dethlefsen von der KV Schleswig-Holstein wünscht sich deshalb eine bessere Möglichkeit Patienten zu filtern. "Wir brauchen auch tagsüber Portalpraxen, nicht nur zu Bereitschaftsdienstzeiten", meint er.
Einige Ärzte fordern eine Art Eintritt für die Notambulanz. 50 Euro hält etwa Thorsten Kleinschmidt von der KV Braunschweig für angemessen. "Wer dann wirklich ein Notfall ist, bekommt sein Geld zurück", sagt er. Möckel von der Charité hält das nicht für sinnvoll. "Dann kommen nämlich die 80-jährigen alten Damen nicht mehr, weil die Rente nicht reicht - die haben dann die gesundheitlichen Nachteile."
Den Unmut bei den wartenden Patienten würde so eine Regel vermutlich erstmal weiter vergrößern. Schon jetzt sei es nicht immer einfach, mit den Patienten umzugehen, erzählt Krankenpfleger Arnold.
"Wir haben es nicht mit körperlichen Übergriffen zu tun, aber mit aggressiven Worten und Beleidigung», berichtet er. Nicht leicht sei das Ganze: «Wir wollen schließlich helfen, dafür sind wir ja da."
Fotos: DPA