Taff, jung und voll im Trend: Grünenpolitikerin Aminata Touré beeindruckt mit Blitz-Karriere

Kiel - So viel Öffentlichkeit wie Aminata Touré in ein paar Wochen absahnte, bekommen viele Politiker in jahrzehntelangen Karrieren nicht.

Aminata Touré (Bündnis90/Die Grünen) spricht im Kieler Landtag bei einer Debatte über das Thema Asylrecht und die Abschiebung von Fachkräften.
Aminata Touré (Bündnis90/Die Grünen) spricht im Kieler Landtag bei einer Debatte über das Thema Asylrecht und die Abschiebung von Fachkräften.  © Carsten Rehder/dpa

Große Nachrichtenmagazine und Zeitungen haben sie porträtiert, mit Barack Obama sprach sie in Berlin – dabei sitzt Touré für die Grünen gerade mal seit zwei Jahren im Kieler Landtag.

Dessen Vizepräsidentin wird sie im August - mit erst 26 Jahren!

Sie muss dann Abgeordnete zur Ordnung rufen, die mehr als doppelt so alt sind. "Ich gehe mit Respekt an die Sache", sagt Touré – und macht den Eindruck, dass sie sich den Aufstieg ins Präsidium zutraut. Sie löst dort Parteifreund Rasmus Andresen ab, der ins EU-Parlament wechselt.

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Touré kam 1992 in Neumünster in einem Flüchtlingslager zur Welt, nach der Flucht ihrer Familie aus dem Chaos im westafrikanischen Mali.

Im Kieler Landtag ist sie die erste schwarze Abgeordnete, wie die Politikwissenschaftlerin selbst sagt, und in Deutschland eine von sieben afrodeutschen Parlamentariern – bei geschätzt 1,5 Millionen dunkelhäutigen Menschen im Land!

Schleswig-Holstein, Kiel: Blick in den Landtag.
Schleswig-Holstein, Kiel: Blick in den Landtag.  © Carsten Rehder/dpa

Für ihre Kernthemen Flüchtlings- und Frauenpolitik streitet Touré leidenschaftlich: Mit Engagement und rhetorischer Klarheit erwarb sie sich in kurzer Zeit Respekt bei Freund und Gegnern.

Wenn der frühere Koalitionspartner SPD den Grünen politischen Verrat vorwirft, bringt das Touré, die mit ihrem Mann in Kiel lebt, in Wallung. Hip-Hop hilft dann beim Runterkommen.

Auch die Modezeitschrift "Vogue" hat eine Story mit Touré gemacht. Aber wo liegt ihre Grenze?

"Sie ist da, wenn etwas nichts mehr mit meiner politischen Arbeit zu tun hat. Ich bin kein Lifestyle-Model." Sie wolle auch Menschen erreichen, die nicht täglich Zeitung lesen.

"Mir haben superviele 'Vogue'-Leserinnen geschrieben, sie hätten noch nie etwas über eine schwarze Politikerin mit so coolen Aussagen gelesen."

Aminata Touré (Bündnis90/Die Grünen) sitzt im Plenarsaal des Landeshauses. Nach der Sommerpause wird die 26-jährige Landtagsabgeordnete neue Vizepräsidentin des Landtages in Kiel.
Aminata Touré (Bündnis90/Die Grünen) sitzt im Plenarsaal des Landeshauses. Nach der Sommerpause wird die 26-jährige Landtagsabgeordnete neue Vizepräsidentin des Landtages in Kiel.  © Carsten Rehder/dpa

Der öffentliche Wirbel um sie mache ihr nichts aus: "Ich freue mich, wenn mir Anerkennung für meine Arbeit zuteil wird, und dies auch über große Medien geschieht", sagt Touré.

Sie wolle so zeigen, wofür sie steht und arbeitet. Dafür nutzt Touré auch Plattformen wie Instagram. Denn: "Viele wissen gar nicht, was Politiker und Politikerinnen, die sie gewählt haben, den ganzen Tag so machen."

Und das Thema Transparenz passt zum Namen Aminata. Der Grund: Ihr Name bedeutet die Vertrauenswürdige, Frau des Friedens und der Harmonie.

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Wütend machen Touré Politiker, die gesetzliche Grundlagen sowie die Ursachen von Flucht und Migration genau kennen, und diese Themen nutzen, um von anderen Dingen abzulenken.

Dass eine Frau wie sie, die als Kind lange nicht wusste, ob sie in Deutschland bleiben darf und der man wegen ihrer Hautfarbe das Deutschsein abspreche, im Landtag sitzt, nennt Touré "superkrass".

Weitere Pläne? "Was politisch kommt, weiß ich nicht, aber ich habe mich klar entschieden, weiter in Schleswig-Holstein Politik zu machen und gern in der nächsten Wahlperiode mehr Verantwortung zu tragen."

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