
Erzgebirge bekommt Titel: "Glück auf! Wir sind Welterbe"
Seit Samstag gehört die Montanregion zum Unseco Weltkulturerbe
Von Markus Griese
Baku/Annaberg - Glück auf - es ist vollbracht! Nach mindestens 850 Jahren Bergbaugeschichte, 20 Jahren in der Bewerbungsschleife und viel harter Arbeit war es am Samstagnachmittag endlich so weit. Die UNESCO, also die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, setzte die "Montanregion Erzgebirge" auf ihre "Welterbeliste" (TAG24 berichtete). Mehr Prestige geht kaum. Wie hieß es früher: "Ich bin Bergmann, wer ist mehr...?" Ähnlich stolz dürfen sich die Erzgebirger jetzt wieder fühlen.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (44) war Teil der Delegation, die zur entscheidenden UNESCO-Sitzung nach Baku (Aserbaidschan) gereist war. Über insgesamt 35 Neuanträge hat die Organisation in diesem Jahr zu entscheiden. Und noch am Samstagmittag war keinesfalls klar, wie schnell die Tagesordnung "abgefeiert" würde, sprich: ob man am Sonnabend überhaupt zum Zuge käme.
Doch dann lief alles wie am Schnürchen: Die Bewerbung des Erzgebirges mit ihren 17 sächsischen und fünf tschechischen Bestandteilen wurde vorgestellt - und abgenickt! Puh, geschafft. Kretschmer, zünftig in Bergarbeiter-Jacke, bedankte sich auf Englisch und versprach: "Wir werden unser Äußerstes tun, um die Stätte für die nächsten Generationen zu schützen und zu bewahren." Das Erzgebirge gebe ein tolles Beispiel dafür ab, "wie man aus der Vergangenheit lernen kann, um die Zukunft zu formen".
Kretschmers "Glück auf" kam als Schlusswort natürlich auf Deutsch - und klang mächtig erleichtert.
Was bringt der Titel?

Matthias Lißke (59), Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Erzgebirge und auch für den Welterbeantrag zuständig, hatte sich im Vorfeld vorsichtig optimistisch gezeigt. Nachdem man 2016 den Antrag noch einmal zurückgezogen und in der Folgezeit nachgebessert hatte, musste nun einfach alles stimmen.
"Mehr als tausend Leute haben aktiv am Antrag mitgearbeitet", sagte Lißke vorm Abflug nach Baku noch stolz. Auch die Zusammenarbeit mit den tschechischen Partnern habe "fantastisch geklappt". Das schweiße zusammen. Er glaubt: "Beide Regionen werden davon profitieren."
Was die Auswirkungen des Welterbetitels angeht, will der Wirtschaftsförderer die Hoffnungen nicht übertrieben hochschrauben. Würde man die jetzigen Besucherzahlen dank des neues Prestiges halten, wäre er schon zufrieden.
Lißke: "Vor allem die Wahrnehmung als Wirtschaftsstandort ist aber wichtig, Außerdem ist der Titel identitätsstiftend." Und er helfe dem Erzgebirge nun mal bei der Wahrung seiner ganz eigenen Kultur.
Diese Stätten gehören im Einzelnen dazu
Sächsische Bestandteile
- 1. Hochmittelalterliche Silberbergwerke Dippoldiswalde
- 2. Montanlandschaft Altenberg-Zinnwald
- 3.. Verwaltungssitz Lauenstein
- 4. Montanlandschaft Freiberg
- 5. Bergbaulandschaft Hoher Forst
- 6. Montanlandschaft Schneeberg
- 7. Blaufarbenwerk Schindlers Werk
- 8. Montanlandschaft Annaberg-Frohnau
- 9. Bergbaulandschaft Pöhlberg
- 10. Bergbaulandschaft Buchholz
- 11. Historische Altstadt Marienberg
- 12. Bergbaulandschaft Lauta
- 13. Bergbaulandschaft Ehrenfriedersdorf
- 14. Saigerhüttenkomplex Grünthal
- 15. Bergbaulandschaft Eibenstock
- 16. Bergbaulandschaft Rother Berg
- 17. Bergbaulandschaft Uranerzbergbau
Tschechische Bestandteile
- 18. Bergbaulandschaft Jáchymov
- 19. Bergbaulandschaft Abertamy – Boží Dar – Horní Blatná
- 20. Roter Turm des Todes
- 21. Bergbaulandschaft Krupka
- 22. Bergbaulandschaft Vrch Mědník (Kupferberg)




Fotos: Pawel Sosnowski, Gregor Lorenz, J. Kugler, DPA, Marko Borrmann