Wurde ein V-Mann wegen Heimatschutz-Staffel ermordet?

Freiburg - Familie Böttger betreibt einen Bio-Hof im Schwarzwald, naturnah in alter bäuerlicher Tradition.

Bei der Trauerfeier für Tochter Sonnhild lässt Volkmar Böttger (Nicki von Tempelhoff) im Fackelschein die Maske fallen.
Bei der Trauerfeier für Tochter Sonnhild lässt Volkmar Böttger (Nicki von Tempelhoff) im Fackelschein die Maske fallen.  © SWR/Benoît Linder

Als Tochter Sonnhild an plötzlicher Diabetes stirbt, ermitteln Franziska Tobler (Eva Löbau, 46) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner, 49). Unterlassene Hilfeleistung?

Während Tobler das Verhalten von Sonnhilds Verlobtem Thorsten (David Zimmerschied, 34) und ihrer Schwester Mechthild (Janina Fautz, 22) seltsam findet, ist Berg - der selbst auf elterlichem Hof lebt – beeindruckt vom zupackenden Vater Volkmar, den er von früher kennt.

Erst, als sich sein alter Freund als "Wehrbauer" outet, von Wikingern und dem "Krieg gegen Umvolkung" schwadroniert, sieht auch der Kommissar genauer hin. Die Hardcore-Ökos scheinen Neonazis zu sein, die in einer Heimatschutz-Staffel aktiv sind, wegen der bereits ein V-Mann umkam...

Lohnt sich das Einschalten?

Bei der Trauerfeier für Tochter Sonnhild lässt Volkmar Böttger (Nicki von Tempelhoff) im Fackelschein die Maske fallen.
Bei der Trauerfeier für Tochter Sonnhild lässt Volkmar Böttger (Nicki von Tempelhoff) im Fackelschein die Maske fallen.  © SWR/Benoît Linder

Ja, der "Tatort: Sonnenwende" ist gelungen. Ein ruhig erzählter Krimi, der sich ganz auf seinen Schauplatz einlässt und wie schon beim Schwarzwald-Erstling mit unspektakulären, bodenständigen Ermittlern punktet.

Auch sein Thema - die Nähe von Öko-Esoterik zu rechtsextremer Ideologie - geht er ungewöhnlich an. Obwohl am Böttger-Hof der Schriftzug "Boden und Blut - heilig Gut" prangt, sind die völkischen Siedler - anders als üblich - nicht als böse Nazis gezeichnet.

Vater Volkmar (Nicki von Tempelhoff, 49) wird selbst als fremdenfeindlicher Kelten-Fan kein Unsympath. Im Gegenteil: Der Film verhehlt nicht, wie verführerisch diese heimattümelnde Naturromantik sein kann, wenn die Familie gemeinsam erntet und dabei singt. Dass es ein Lied der Hitlerjugend ist, zeigt dann allerdings doch, dass hier (auch) im Trüben gefischt wird.

Dass er - trotz eines in diesem Milieu erwartbaren Mordmotivs - dieses Zwielicht über den Schluss hinaus in der Schwebe hält, ist die große Stärke eines betont unaufgeregten, ästhetisch bestechenden „Tatorts“. Weiter so!