Tschechenmarkt ade! Grenzregion erfindet sich neu
Von Anneke Müller
Petrovice - Die Marktstände sind verwaist. Die Sachsen kommen mittlerweile lieber zum Essen und Haareschneiden ins Schnäppchenparadies Petrovice an der sächsisch-tschechischen Grenze. Bürgermeister Zdenek Kutina (62) begrüßt die Entwicklung und verrät MOPO24, was er noch vorhat.
Die Zeiten, als Gartenzwerge, Vogelhäuschen und Ramschklamotten noch der Verkaufs-Hit waren, sind vorbei. Zigaretten laufen zwar immer, aber die kaufen viele Sachsen mittlerweile lieber in den drei Supermärkten der knapp 1000-Seelen-Gemeinde.
„Immer mehr Stände schließen“, erzählt Kutina. „Was dort in den Auslagen steht, lockt die Menschen nicht mehr an.“
Er ist froh über die Entwicklung, denn die Drogendealerei auf Märkten sorgt immer wieder für Probleme: „Gerade hat die Polizei bei einer Razzia an den Ständen wieder Crystal gefunden.“
Während die Händler vor ihren Buden auf Kundschaft warten, tobt woanders in Petrovice das Leben. Vor den zehn Restaurants stehen viele Autos, fast alle mit sächsischen Kennzeichen.
Auch bei den Friseuren boomt’s. „Die Überzahl unserer Kunden kommt aus Deutschland“, sagt Tereza Nemeckova (21) vom Salon „Jana [&] Lenka“. Wen wundert es: Den Herrenschnitt gibt es ab 2,50 Euro.
Zdenek Kutina indes hat weitere Ziele. Mit viel Geduld und Geld aus europäischen Töpfen hat er gerade das Kirchendach von 1793 und den Dorfplatz renovieren lassen.
„In Zukunft wollen wir mehr Fahrrad- und Wandertouristen in Petrovice begrüßen, mehr Werbung für die Radtrassen und die schöne Natur rund herum machen“, sagt Kutina.
Bis verfallene Häuser, verlassene Stände und der schlechte Ruf Petrovices verschwunden sind, „wird es lange dauern“, sagt er. Aber: Ein Anfang ist gemacht.
Fotos: Norbert Neumann
Titelfoto: Import