Meine Meinung: Unser Leben verändert sich
Kommentar von Hermann Tydecks
Wo soll das mit den Asylbewerbern eigentlich hinführen? Wie oft habe ich diese Frage in den letzten Wochen und Monaten gehört. Von Bekannten, von Kollegen, von meiner Familie und von Fremden auf der Straße, mit denen ich als Reporter ins Gespräch gekommen bin.
An sich eine absolut legitime Frage. Natürlich müssen wir sie stellen, uns Gedanken über unsere Zukunft machen. Aber wieso um Himmels willen, setzen so viele Sachsen diese Frage mit dem Weltuntergang gleich? Oder stellen diese Frage abwertend, schulterzuckend, resignierend?
Als ob wir in unserer deutschen Geschichte noch nichts „Belastenderes“ erlebt hätten. Dabei hat jede Generation vor der Jahrtausendwende viel schrecklicheres erlebt. Weltkriege, Umsiedlungen, DDR-Diktatur.
Klar mache auch ich mir Sorgen! Aber mehr um mein Sachsen und seine Bürger, die nicht über den Tellerrand schauen können. Unsere Welt, unser Freistaat, unser Dresden, unsere Straßen und unser aller Leben verändert sich.
Es gibt keinen Status Quo. Der Strom an Asylbewerbern hat doch nicht zwangsläufig negative Folgen - wie es hier im konservativen Sachsen offensichtlich besonders viele Menschen glauben.
Schon mal beim Karneval der Kulturen in Berlin dabei gewesen oder durch Kreuzberg geschlendert? Erinnern sie sich noch an die Rütli-Schule? Vor acht Jahren Brennpunktstätte, heute ein Vorzeigeprojekt!
Meine Eltern haben die Wende gemeistert, meine Generation und die nachfolgenden haben nun ihre Aufgabe gefunden. Die Integration von Menschen, die unseren Schutz brauchen, in unserer Gesellschaft! Viele Flüchtlinge werden bleiben - damit sollten sich mal so langsam einige Leute abfinden oder besser anfreunden.
Die Politik stellt bereits die Weichen, etwa für eine schnellere Integration in den Arbeitsmarkt. Erste Arbeitgeber zeigen, wie es geht, geben Asylbewerbern eine Chance. Und ist das zu glauben: Sie profitieren sogar von den fremden Fachkräften.
Fotos: Holm Röhner, dpa