Die S-Bahn-Oldies müssen es richten: Berlin wächst, aber nicht sein Nahverkehr

Berlin - Berlin und sein Umland wird immer beliebter. Mehr und mehr Menschen zieht es in die Hauptstadt und seinen Speckgürtel. Auch wenn das für die Attraktivität der Stadt spricht, so stellt dies die öffentlichen Verkehrsmittel vor erhebliche Probleme, wie die Berliner Morgenpost berichtet.
Nicht nur die BVG hat erhebliche Probleme, den Bedarf an Fahrzeugen zu decken, schließlich transportierte das landeseigene Unternehmen 2016 mehr als eine Milliarden Fahrgäste - Tendenz in den nächsten Jahren steigend. Doch das weitaus größere Sorgenkind ist die S-Bahn.
Seit Jahren kann die Bahn-Tochter den mit den Ländern Berlin und Brandenburg vereinbarten Vertrag zu zugesagten Leistungen nicht erbringen. Viel schlimmer noch ist die Tatsache, dass neue Züge bestellt wurden, aber erst ab 2021 in nennenswerter Stückzahl ausgeliefert werden können.
Wie ein altes Sprichwort es schon sagte: "In der Not frisst der Teufel Fliegen." Somit müssen die Oldtimer im Fuhrpark länger auf die Schiene als geplant. Statt bis spätestens 2023 ausrangiert zu werden, könnte die Baureihe 480 sogar bis 2030 rollen. Doch ist das technisch überhaupt machbar und was sagen die Fahrgäste dazu?

Laut Igel-Sprecher Jens Wieseke sei es den Fahrgästen egal, wie alt ein Zug ist. "Hauptsache, es kommt überhaupt einer."
Nichtsdestotrotz müssen auch die älteren Züge über eine moderne Fahrgastinformation verfügen. Ein aufwendiges Programm soll mit einem Finanzvolumen von 100 Millionen Euro, die Oldtimer in der Hauptwerkstatt in Schöneweide für ein weiteres Jahrzehnt aufmöbeln.
Vor allem die Baureihe 480 soll mit einem Anteil von 70 Millionen Euro wieder fit gemacht werden, was aus der Sicht von S-Bahnchef Peter Buchner auch sinnvoll ist. Schließlich soll sich der Aufwand lohnen. "Mit neuen Motoren und Getrieben schnurren die Wagen wie eine Katze", sagte er bei der Vorstellung seiner neuen Pläne.
Problem könnte jedoch das neue und modernere Zugsicherungssystem (ZBS) werden, denn die Alt-Baureihen sind dafür nich vorgesehen. Somit muss die S-Bahn auf Anregen des Senats prüfen, inwiefern ein Einbau zumindest bei der 480er Baureihe möglich ist. "Technisch dürfte das eigentlich kein so großes Problem sein, es geht vor allem um die Nachweise, dass heutige Anforderungen erfüllt werden", so S-Bahn-Fahrzeugmanager, Peter Strippel, zur Morgenpost.
Auch die Kosten für den Einbau des ZBS müssen geklärt werden. Das Geld dafür müssten dann die Besteller des S-Bahnverkehrs, als Berlin und Brandenburg, bereitstellen. Doch die sollten sich in Anbetracht der prekären Lage nicht lange Lumpen lassen.
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