Biber-Comeback in Hessen: Wo sich die großen Nagetiere besonders wohl fühlen

Wetzlar/Wiesbaden - Einst weitgehend ausgerottet, nun wieder heimisch und schwer auf dem Vormarsch: Biber breiten sich in Hessen zunehmend aus.

Biber wie dieses 2009 fotografierte Exemplar bevölkern mehr und mehr Flüsse in Hessen.
Biber wie dieses 2009 fotografierte Exemplar bevölkern mehr und mehr Flüsse in Hessen.  © dpa/Felix Heyder

Aus den Ende der 1980er Jahre im hessischen Spessart wiederangesiedelten 18 Tieren sind inzwischen allein in Hessen rund 700 Tiere geworden, wie der Naturschutzbund (Nabu) Hessen und das hessische Umweltministerium in Wiesbaden mitteilten.

"Die Rückkehr der Biber ist eine echte Erfolgsgeschichte", beurteilte Nabu-Fachmann Mark Harthun in Wetzlar. Mittlerweile gebe es mehr als 210 kartierte Biberreviere im Bundesland, wie Ministerium und Nabu erklärten.

Die Zahl der Reviere nahm zuletzt von einem auf das andere Jahr um 20 Prozent zu. Die meisten neuen Reviere entstanden im Odenwaldkreis. Erstmals wurde ein Revier im Rheingau-Taunus-Kreis festgestellt.

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In den vergangenen Jahren sei es zu einer starken Ausbreitung beinahe überall im Land gekommen, berichtete das Ministerium. Deutschlands größte Nagetiere vermehren sich rasch. Pro Jahr kamen zuletzt mehr als 100 Exemplare in Hessen hinzu. Das geht aus einer Statistik des Regierungspräsidiums Darmstadt hervor.

Die Biber-Population wächst aus eigener Kraft. Schutzmaßnahmen seien nicht mehr erforderlich, berichtete das Ministerium. Mangels natürlicher Feinde können rund 75 Prozent aller Todesfälle dem Straßenverkehr zugeordnet werden. Die Geburtenrate übersteige die Verluste deutlich.

Der Biber hinterlässt eindeutige Spuren in Hessen

Diese eindeutigen Biber-Spuren wurden 2013 an der Nidda bei Frankfurt fotografiert.
Diese eindeutigen Biber-Spuren wurden 2013 an der Nidda bei Frankfurt fotografiert.  © dpa/Boris Roessler

Beste Lebensbedingungen finden die bis zu 1,40 Meter langen und 30 Kilogramm schweren Tiere an großen Flüssen wie etwa der Fulda.

Dort ist die Wassertiefe so hoch, dass die Biber keine Dämme bauen müssen. Und an den Ufern finden sie auch Weiden, die sie aufgrund ihres Weichholzes bevorzugen. Daher erfolgte die Ausbreitung zuletzt vor allem entlang der Fulda bis hoch nach Kassel.

Inzwischen ist der hessische Biber-Bestand aber so groß, dass immer mehr Tiere auch kleinere Bäche aufsuchen. Im hessischen Spessart wandern sie auch gern nach Unterfranken in Bayern aus, wie der Nabu erläuterte.

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Wo der Biber am Werk ist, ist unübersehbar: Mit seinen meißelartigen Zähnen nagt er die Baumstämme mit einem charakteristischen sanduhrförmigen Doppelkegelschnitt so weit durch, dass sie umstürzen. Von den regen Bautätigkeiten des tierischen Landschaftsarchitekten sind aber nicht alle begeistert: Wenn der Biber Bäume fällt, fallen diese oft auf bewirtschaftete Flächen – was für Ärger sogt. Bei Ackerbau bis zur Gewässerkante kann es zu Fraßschäden, etwa in Maisfelder kommen, wie Harthun erklärte.

Und durch seinen Dammbau setzt der Biber Flächen unter Wasser oder sorgt für eine Versumpfung. Wenn landwirtschaftliche Wege unmittelbar am Gewässerrand entlangführen, können schwere Traktoren einbrechen und beschädigt werden.

Biber und ihre Burgen sind streng geschützt

Biber schätzen besonders Weidenäste, wie dieser Nager aus Brandenburg nur zu deutlich demonstriert.
Biber schätzen besonders Weidenäste, wie dieser Nager aus Brandenburg nur zu deutlich demonstriert.  © dpa/Patrick Pleul

In Hessen seien die Konflikte wegen Biber-Schäden aber eher gering, bewertete Harthun.

Es gebe zudem einen Fonds in Höhe von etwa 80.000 Euro pro Jahr. Mit dem Geld wird zum Beispiel über den Einbau von Drainagerohren in Biberdämmen versucht, die Auswirkungen der Tiere gebietsweise zu verringern.

Wer sich über Schäden der streng geschützten Tiere ärgert, sollte nicht zur Selbstjustiz greifen. Das Zerstören ihrer Burgen könnte mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro belegt werden, warnt Harthun. Der Naturschützer hat einen Vorschlag zur Eindämmung von Konflikten.

"Wenn rechtzeitig, möglichst vor Ankunft der Biber, Uferflächen aufgekauft oder eingetauscht werden und als 'Gewässerentwicklungsstreifen' aus der Nutzung genommen werden, wären künftig deutlich weniger private Landnutzer betroffen."

Titelfoto: dpa/Felix Heyder

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