
Erschreckend! Darum sterben bei uns so viele Säuglinge
Bielefeld: Säuglingssterblichkeit in NRW über Bundesdurchschnitt
Bielefeld - Es sind Zahlen, die nachdenklich und traurig zugleich stimmen: In ganz Nordrhein-Westfalen sterben mehr Säuglinge vor ihrem ersten Geburtstag als im Bundesdurchschnitt!

Das geht aus einem aktuellen Report der AOK hervor: "Mit 4,1 Kindern je 1000 Lebendgeborene ist die Säuglingssterblichkeit in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ hoch. Bundesweit starben rein statistisch 3,4 von 1000 Säuglingen", geht aus dem Bericht hervor.
"Deutlich niedriger ist die Rate in Finnland. Dort liegt sie bei 1,7 Kindern je 1000 Lebendgeborene, in Norwegen bei 2,3 und in Schweden bei 2,5 Kindern", heißt es weiter.
"Es liegt nicht an der medizinischen Versorgung", erklärt Prof. Eckard Hamelmann, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Evangelischen Klinikum in Bethel, gegenüber dem Westfalen-Blatt.
Woran liegt es dann? Die tatsächlichen Gründe machen sprachlos: "In etlichen Familien leben Säuglinge unter widrigen Umständen. Sie sind Zigarettenrauch ausgesetzt, haben vielleicht Eltern, die viel Alkohol trinken und sich wenig kümmern, und manchmal ist die Wohnung so dreckig, dass Infektionen drohen."

Vorsorgeuntersuchungen werden von manchen Eltern gar nicht erst in Anspruch genommen. Doch die Lebensumstände sind nicht alleiniger Grund: Außerdem könne es daran liegen, dass in einigen Kulturen Verwandte untereinander heiraten. "Dadurch steigt das Risiko, dass das Baby mit einem genetischen Defekt zur Welt kommt."
Damit sich in NRW etwas ändert, seien modernste Medizin und eine spezialisierte Versorgung entscheidend, so Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg.
"Um die Qualität der Versorgung von Frühgeborenen und Risikoschwangeren zu verbessern, müssen wir sie auf wenige hochspezialisierte Zentren konzentrieren."
Auch die Mindestmenge müsse von derzeit 14 auf mindestens 30 Frühchen angehoben werden. "Hier ist die Landesregierung in der Verantwortung: Wir brauchen eine aktive und qualitätsorientierte Krankenhausplanung – die konsequent umgesetzt wird."
Fotos: 123RF, DPA