AfD-Vize von Storch behauptet, Merkel will die EM abschaffen

Ein Meinung von Matthias Kernstock
Lübeck - Man kann vieles über AfD-Vizechefin Beatrix von Storch (45) sagen. Aber diese Frau weiß, wie man Facebook für seine politischen Ziele benutzt. Oder besser gesagt: ihr Social-Media-Manager.
Ein müdes Lächeln, ein kurzes Schulterzucken oder vielleicht sogar ein lautes Gähnen. Der Social-Media-Verantwortliche von Beatrix von Storch belächelt den alten Mann, der sich noch die Mühe macht und sich mit Journalisten trifft, um diesen dann zu erzählen, dass niemand einen Boateng zum Nachbarn haben wolle. Lächerlichst.
Niemals würde der unbekannte Experte für virale Facebook-Posts einem Schmierfinken der Lügenpresse die Verbreitung von eigenen Parolen überlassen. Der neueste Clou der Alternative für Deutschland belegt das. Denn nach Gaulands Boateng-Aussage (hier nochmal zum Nachlesen) meldete sich am Ende sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel (61, CDU) über ihren Regierungssprecher zu Wort:
"Der Satz, der da gefallen ist, ist ein niederträchtiger und ein trauriger Satz." Damit wäre dann eigentlich auch alles gesagt gewesen, ein vorläufiger Abschluss der Causa Boateng...

Doch die Journaille hatte die Rechnung ohne den Social Media-Manager von Beatrix von Storch gemacht. Denn der setzte am Montagabend noch einen drauf, postete bei Facebook dieses Statement:
"Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, niederträchtig ist eine Politik, die ein Land ruiniert, die den Amtseid mit Füßen tritt und der Versuch, vom eigenen Versagen abzulenken, indem Sie ein falsches Zitat ventilieren. Und noch was: wir unterstützen die deutsche Nationalmannschaft uneingeschränkt. Als Fans schwenken wir stolz für unsere Nationalmannschaft die Fahne und entreißen sie niemals unserem Kollegen peinlich berührt auf offener Bühne. Und anders als Sie, wollen wir die Fußball-EM auch nicht abschaffen, sondern auch künftig gegen Italien und Spanien spielen, statt in einer gemeinsamen EU-Mannschaft."
Das hat gesessen! Von Storch unterstellt der Bundeskanzlerin mal eben, sie wolle die EM abschaffen. Und keiner kann es verhindern. Facebook eben. Alles ist möglich - außer Nippel natürlich. Belege, Fakten oder Zitate der Bundeskanzlerin, die diese Aussage stützen würden - unnötig.
Innerhalb von 18 Stunden bestätigen über 4801 AfD-Anhänger die Richtigkeit des Posts mit einem Like. 163 von-Storch-Fans haben sich spontan verliebt und nur 71 linksversiffte AfD-Kritiker finden Storchs Merkel-Kritik lächerlich. Dazu kommen Hunderte Kommentare. Schon wenige Stunden nach der Veröffentlichung berichten die ersten Magazine, am Dienstagmorgen ist der Name von Storch so ziemlich in allen großen Blättern der Bundesrepublik zu lesen. Auch Google trägt zu dem Erfolg bei und zeigt bei der Suche nach "Merkel" zuerst von Storch an.
Und alles, was der unbekannte aber geniale Social-Media-Verantwortliche der AfD dafür gebraucht hat, war bisschen Fantasie, zwei Finger und 85 Wörter. Beunruhigend, wie einfach Stimmungsmache in Zeiten von Facebook und Co. funktioniert...
Fotos: dpa, Facebook.com