Dieser Bürgermeister strampelt sich für Radwege ab

Von Doreen Grasselt
Hainichen - Hainichen hat Pech mit seinen Radwegen. Immer wenn einer gebaut werden soll, grätschen Naturschützer dazwischen. Dabei sind Menschenleben in Gefahr.
Seit 21 Jahren kämpft Hainichen für den Bau eines Radweges entlang der S 201 und B 169 nach Gersdorf und Falkenau. Unfälle mit Radlern hat es an der stark befahrenen Bundesstraße schon gegeben.
Vor gut zwei Jahren endete einer davon tödlich. „Das war übrigens ein guter Freund von mir“, sagt Bürgermeister Dieter Greysinger (50, SPD) traurig.
Schuld an der Misere ist ein seltener Falter, Wiesenknopf-Ameisenbläuling genannt.

Der Schmetterling wurde zwar lange nicht gesehen. Allerdings „ist der Lebensraum mit den maßgeblichen Wirtspflanzen vorhanden“, so das Landratsamt. „Hier steht der Schutz eines Schmetterlings über dem eines Menschenlebens“, schimpft Greysinger.
Aber nicht alleine der Schmetterling verhindert den Radweg. Der Amtsschimmel tut sein Übriges: „Erst sagt das Straßenbauamt, es handle sich um einen innerörtlichen Radweg und die Kommune sei für die Finanzierung zuständig“, erklärt Greysinger.
„Doch als wir endlich genügend Eigenmittel zusammenhatten, wurde der Antrag auf Fördermittel abgelehnt.“ Grund: Da es sich um den Radweg an einer Staatsstraße handele, sei nun doch der Freistaat zuständig.

Und noch ein zweiter Radweg macht der Kommune seit Jahren zu schaffen: der Striegistalradweg.
In die ehemalige Bahnstrecke zwischen Hainichen und Roßwein sind bereits 300 000 Euro geflossen, 6700 Unterschriften für den Bau des Radweges beim Verkehrsministerium eingegangen.
Aber umsonst: Der Naturschutzverband Sachsen (NaSa) will hier Eisvögel, Schwarzstörche und Fischotter schützen. Radeln verboten! „Es ist keinem Bürger zu vermitteln, dass auf der Strecke, auf der mehr als 100 Jahre Züge gefahren sind, Radfahrer stören sollten“, schimpft Greysinger.
Der Bürgermeister hat vom Freistaat die Nase voll, hat jetzt schriftlich Hilfe aus Berlin angefordert.
Fotos: Falk Bernhardt