
Hier diskutiert Dresden über die 57.000 Euro teuren Busse auf dem Neumarkt

Dresden - Ist das Kunst? In Dresden sorgt diese Frage aktuell für reichlich Gesprächsstoff.
Das Bus-Kunstwerk „Monument“ und die bereits abgebaute Fotoschau „Lampedusa 361“ haben viele Dresdner zur Diskussion angeregt. Am Donnerstagabend folgte ein Bürgerforum im Verkehrsmuseum. Ausrichter war das Kulturhauptstadtbüro der Stadt Dresden.
"Dieses Bürgerforum ist eine Chance miteinander ins Gespräch zu kommen ", so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (39, Die Linke) zu Beginn. Etwa 170 Menschen folgten der Einladung.
In der ersten Diskussionsrunde sprach eine Frau von "Pseudokunst". Ein anderer Redner befürwortete das Kunstwerk als moderne Kunst, die sehr gut in den Kontext der Frauenkirche passe. "Dieses Mahnmal ist von allererster Qualität", so ein weiterer Redner.

Ein anderer fühlte sich in seiner Meinungsfreiheit beschränkt, weil er wie alle anderen auch nur eine Minute reden konnte.
Eine junge Dresdnerin lobte den Bezug des Werkes zur Gegenwart. Auch andere Meinungen erhielten Applaus: "Das ist scheinheiliger Schrott, da Deutschland den Krieg mit verantwortet", so ein Redner. Ein anderer schlug eine Städtepartnerschaft zwischen Dresden und Aleppo vor, damit die Menschen eine offizielle Verbindung erhalten.
Einen neuen Fakt teilte Projektleiterin Christiane Mennicke-Schwarz mit. Sie bezifferte die Gesamtkosten des Werkes auf 57.000 Euro. Demnach beteiligte sich die Stadt mit etwa 15.000 Euro an den Kosten der Installation. Den Rest übernahmen Spender und Stiftungen. "Ein Großteil der Gelder ist in die lokale Wirtschaft geflossen, der Künstler hat kein Geld bekommen", so Mennicke-Schwarz.
Matthias Hundt von der Dresden Information berichtete von unzähligen Mails aus ganz Deutschland. "Erstmals seit zwei Jahren haben wir eine andere Diskussion, die die Stadt prägt." Das Kunstwerk sende durchaus eine positive Nachricht aus Dresden.
Fazit: Das Kunstwerk hat an diesem Abend eine Gesprächskultur ausgelöst, an die während der Eröffnung des Werkes nicht zu denken war. Über Kunst lässt sich vortrefflich streiten. Auch in Dresden.
Die für die Kulturhauptstadt-Bewerbung zuständige Bürgermeisterin, Annekatrin Klepsch (39, Die Linke) sagte vorab: „In Dresden wird gerade intensiv über Kunst diskutiert. Darüber freuen wir uns. Die Kulturhauptstadtbewerbung kann dafür einen Rahmen bieten. Anbrüllen und Auspfeifen bringt uns nicht weiter. Das Bürgerforum ist ein Angebot, unterschiedliche Meinungen auszutauschen und auch auszuhalten.“
Der Künstler Manaf Halbouni (32) freute sich im Gespräch mit TAG24 bereits über die rege Diskussion, die sein Werk ausgelöst hatte. Kein Verständnis hat er für die Drohungen, die ihn und den Oberbürgermeister der Stadt erreichten

Fotos: Ove Landgraf, Norbert Neumann