Zwei neue Asylheime in Chemnitz benötigt

Von Martin Friedemann
Chemnitz - Die Asyl-Problematik verschärft sich immer weiter: Die Stadt schreibt jetzt zwei neue Flüchtlingsunterkünfte mit mindestens 150 Plätzen aus. Und: 2016 läuft der Mietvertrag für das Wohnhotel Kappel aus, das dann geschlossen wird.
Das erfuhren 20 Stadträte, die die Verwaltung zu einer Bustour zu fünf Asylbewerberheimen eingeladen hatte.
„Ganz schön spartanisch“, fand Alexander Dierks (27, CDU) in der ersten Station, dem Wohnhotel Kappel. Orientalische Musik tönte aus einigen Fenstern, die meisten der derzeit dort untergebrachten 89 Menschen (Gesamtkapazität: 103 Plätze) sind Tunesier.
Nur Männer über 18 leben dort.

Station 2 in der Oberfrohnaer Straße bietet Platz für 35 Menschen. Gerade leben dort 28 Bewohner, hauptsächlich Tunesier und Inder. Die Einrichtung war ursprünglich für Obdachlose gedacht. „Sie wurde aber kaum genutzt“, erklärte Heike Steege (51), Leiterin Migration im Sozialamt.
Am Eingang zu Station 3 (Altendorfer Straße) begrüßten Mohammed (20) und Nassim (30) die Besucher. Die Marokkaner sahen in ihrer Heimat keine Zukunft mehr. 66 Wohnplätze, die sich Menschen aus 13 Nationen teilen, gibt es in Altendorf.
In der Chemnitztalstraße (Station 4) dient fast ein ganzer Wohnblock zur Unterbringung. Daneben liegen Sozialwohnungen. „Leider nicht die attraktivste Wohngegend“, gesteht Orest Leier (43), Geschäftsführer des Betreibers. Familie Kamberi aus dem Kosovo ist trotzdem „sehr zufrieden“, so Vater Nasel (36).
An der letzen Station am Bernsdorfer Hang leben Bürgerkriegsflüchtlinge aus Libyen und Syrien. Ihre Kinder spielten ausgelassen vor den Wohnungen. Halime (6) sagte fröhlich: „Ich freue mich auf meine Einschulung.“

Kurse und Arbeit für Asylbewerber

In Chemnitz sollen Asylbewerber bald stärker gefordert werden. „Wir planen mehr Sprachkurse“, sagt die Ausländerbeauftragte Etelka Kobuß (45).
„Der Freistaat stellt 2015 nur Mittel für 38 Menschen zur Verfügung. Das ist viel zu wenig.“
Deswegen sollen mehr Partner vor Ort mitwirken, beispielsweise die Technische Universität (TU). Die Sprachkurse sollen lebensnahe Themen vermitteln.
Ein Ziel: „Wir wollen die Flüchtlinge auch fit für den Arbeitsmarkt machen“, so die Ausländerbeauftragte. Nach 15 Monaten Aufenthalt in Deutschland erhalten anerkannte Asylbewerber das Recht zu arbeiten, können so auch Angebote und Kurse der Arbeitsagenturen wahrnehmen. In Chemnitz laufen dafür gerade Planungen.
„Wir wollen mit zehn bis 15 Menschen anfangen“, so Etelka Kobuß.
Fotos: Uwe Meinhold