Finanzkrise beim CFC! Sitzung im Rathaus

Hinter der glänzenden Kulisse des neuen Stadions verstecken sich große finanzielle Probleme.
Hinter der glänzenden Kulisse des neuen Stadions verstecken sich große finanzielle Probleme.  © Harry Härtel/Haertelpress

Chemnitz - Die Himmelblauen taumeln am Abgrund – zumindest finanziell. Wie TAG24 aus sicheren Quellen erfuhr, verzeichnet der Chemnitzer FC derzeit offenbar ein Minus von etwas mehr als 3 Millionen Euro!

Das ist knapp die Hälfte des für diese Saison geplanten Etats (rund 7,5 Millionen Euro).

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (54, SPD), bekennende Anhängerin des Vereins, ging gestern auf Kuscheltour bei den einzelnen Fraktionen im Rathaus. TAG24 erfuhr: Bei der nächsten Stadtrats-Sitzung am 7. Dezember soll es eine Beschlussvorlage geben, dass die Stadt Chemnitz mit 3,1 Millionen Euro für die Finanzen des Vereins bürgt.

Nicht auszudenken, wenn die Stadträte am 7. Dezember diese Summe ablehnen - dem Verein würde ein Absturz in die Regionalliga drohen, das Prestige-Projekt des neuen, 27 Millionen Euro teuren Stadions, ein Desaster werden.

Prominente Beispiele gibt es genug: So mussten bereits Vereine wie Kickers Offenbach, Kickers Emden und TuS Koblenz diesen bitteren Weg gehen. Selbst Dynamo Dresden erwischte es in den 90er Jahren "dank" finanzieller Probleme. Bis auf Dynamo erholte sich keiner dieser Vereine bis heute von diesem Desaster.

Jetzt wird auch der 12. Dezember ein spannender Tag: Am Abend gibt es im noblen VIP-Raum des neuen Stadions die jährliche Mitgliederversammlung des Chemnitzer FC. Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten machten schon seit Wochen die Runde, selbst das obligatorische Winter-Trainingslager wurde abgesagt. Offiziell spielten terminliche Probleme eine Rolle – defacto fehlten aber die rund 30.000 Euro, die so ein Trainingslager gekostet hätte.

Am Donnerstag will sich die Stadt Chemnitz im Laufe des Tages offiziell zu den dramatischen Vorgängen beim Chemnitzer FC äußern. Ob sich die Verantwortlichen des Vereins zu Wort melden, ist noch unklar.

13.48 Uhr: Ende November soll das Sanierungskonzept stehen, um den Chemnitzer FC vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu retten.

13.46 Uhr: Laufende Kosten kann die Stadt dem Verein aber nicht ersparen. OB Ludwig: "Die Pacht von 180.000 Euro im Jahr kann nicht gestundet werden. Die Pacht ist Bedingung." Damit wäre die vereinbarte Pacht, um die Baukosten des Stadions abzubezahlen, weiterhin für das Stadtsäckel gesichert.

13.43 Uhr: OB Ludwig weiß, welch hitzige Diskussionen am 7. Dezember ab 15 Uhr im Stadtrat auf sie warten: "Es ist schwer zu sagen, wie der Stadtrat entscheidet. Eine Abwägung wird sehr schwierig sein."

Sie hofft aber auf eine Zustimmung: "Alle Fraktionen haben aber zugestimmt, dass der CFC auf die Tagesordnung kommt. Das ist sehr bemerkenswert. Der erste Schritt ist getan. Ich habe Hoffnung, weil der CFC eine große Bedeutung hat."

13.41 Uhr: Dr. Kall hat leise Hoffnung: "Eine Insolvenz droht derzeit nicht."

13.39 Uhr: Dr. Hänel will den Spielern ans Geld. "Wir müssen über Kürzungen reden, auch bei den Prämien."

13.33 Uhr: Dr. Kall kritisiert die Politik des Vereins im vergangenen Winter: „Die Neuverpflichtung diverser Spieler und der Trainer-Wechsel waren die Hauptgründe für das Defizit. Da wurde im Verein zu optimistisch geplant.“ Unter anderem wurde im Winter Stürmer-Star Daniel Frahn (29) verpflichtet.

TAG24 hat einmal nachgerechnet: In den vergangenen zwei Jahren gab es beim Chemnitzer FC rund 70 Zu- und Abgänge!

13.31 Uhr: Dr. Hänel setzt weiter auf die Mannschaft: "Wir wollen im Winter keine Spieler verkaufen, da wir uns auch keine großen Ablösesummen erwarten."

13.29 Uhr: Dr. Hänel greift den Aufsichtsrat an: "Ich will die Arbeit der Aufsichtsräte genauestens hinterfragen." Chef des Aufsichtsrats ist Uwe Reißmann (60), der Chemnitzer Polizeipräsident. 

13.27 Uhr: OB Ludwig verkündet: "Die städtische Tochter Eins Energie will einen Kredit über 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen."

13.21 Uhr: Dr. Hänel nennt einen weiteren Grund für das Dilemma: "Es war ein Zuschauerschnitt von 7 500 geplant, wir sind jetzt bei 6.200."

13.18 Uhr: Dr. Kall: "Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um die Kosten zu senken und die Einnahmen zu erhöhen. Die Personalkosten müssen runter, sollen erfolgsabhängig ausgezahlt werden."

13.13 Uhr: OB Ludwig begründet die Hilfsbereitschaft der Stadt: "Es gibt kaum jemand anderen, der jetzt dem Verein noch helfen kann."

13.10 Uhr: Dr. Dirk Kall (49): "Wir hatten in der vorigen Saison ein Minus von 1,2 Millionen Euro zu verzeichnen. Insgesamt haben wir mit den Zahlen aus der aktuellen Saison ein Liquiditätsproblem von rund zwei Millionen Euro."

Der Kaufmännische Leiter des CFC, Dr. Dirk Kall gesteht das Liquiditätsproblem des Vereins ein.
Der Kaufmännische Leiter des CFC, Dr. Dirk Kall gesteht das Liquiditätsproblem des Vereins ein.  © Uwe Meinhold

13.08 Uhr: CFC-Präsident Hänel rechtfertigt sich weiter: "Der neue kaufmännische Geschäftsführer Dr. Kall ist erst im Juli gekommen. Die Probleme wurden im September be- und erkannt. Ich sehe mich zentral in der Verantwortung, kann aber im Tagesgeschäft nur mittelbar eingreifen. Auf der Suche nach Lösungen hatten wir gute Gespräche mit der Stadt. Die Zahlung der 1,26 Millionen Euro würde Probleme kurzfristig lösen. Die Ursache für die Misere muss langfristig behoben werden. Das darf sich nicht wiederholen. Ich stehe erstmals in meiner Amtszeit vor solch gravierenden Problemen."

13.05 Uhr: Auf Facebook äußert sich auch die Fanbeauftragte des Chemnitzer FC, Peggy Schellenberger (40), die außerdem für die SPD im Stadtrat sitzt, erstaunlich offensiv: "Bei Allem, was jetzt beim CFC aufgerollt wird, bleibt ein Wunsch: Dass die ewige Symptombekämpfung endlich durch eine umfassende Diagnose und eine Therapie mit Heilungsaussicht ersetzt wird! Wichtig wäre, wenn die Fans jetzt nicht schadenfroh mit Verbalkeulen durch die Straßen ziehen, sondern das tragende und wichtige Fundament des Vereines bleiben! Fällt schwer, aber wir haben keinen Plan B!"

13.02 Uhr: CFC-Präsident Dr. Mathias Hänel (52): "Es ist aktuell eine sehr angespannte Lage. Man muss sagen, dass der CFC bei einer Nicht-Lösung gefährdet wäre. Wir hatten zuwenig Zuschauer, Kosten an den Spieltagen – da sind uns Fehler unterlaufen. Strukturell waren wir unterbesetzt, im Frühjahr sind beide Geschäftsführer monatelang krankheitsbedingt ausgefallen."

CFC-Präsident Matthias Hänel ist sichtlich betroffen von der Situation.
CFC-Präsident Matthias Hänel ist sichtlich betroffen von der Situation.  © Uwe Meinhold

13.00 Uhr: OB Barbara Ludwig (54, SPD): "Ende Oktober kam CFC-Präsident Dr. Hänel auf mich zu. Das Ausmaß hat mir die Sprache verschlagen. Aber wir wollen helfen."

Pressekonferenz im Rathaus zur aktuellen CFC-Krise (v.l.): Mathias Hänel, Dirk Kall, Ob Barbara Ludwig.
Pressekonferenz im Rathaus zur aktuellen CFC-Krise (v.l.): Mathias Hänel, Dirk Kall, Ob Barbara Ludwig.  © Uwe Meinhold
Großes Medieninteresse bei der Pressekonferenz im Rathaus.
Großes Medieninteresse bei der Pressekonferenz im Rathaus.  © Uwe Meinhold

12.05 Uhr:

Um 13.00 Uhr hat Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (54, SPD) ins Rathaus zu einer Pressekonferenz eingeladen. Außerdem werden dort CFC-Präsident Dr. Mathias Hähnel (52) und der kaufmännische Geschäftsführer, Dr. Dirk Kall (49), anwesend sein.

Wie der Beschlussvorlage B-296/2016 für den kommenden Stadtrat zu entnehmen ist, soll die Stadt Chemnitz dem Verein 1,26 Millionen Euro auszahlen, die dem Verein noch aus dem Abkauf des Erbpacht-Vertrags zustehen.

Offenbar hat der CFC nur noch finanzielle Mittel bis Jahresende. In der Beschlussvorlage für den Stadtrat spricht OB Ludwig von einer "ernsten wirtschaftlichen Schieflage Der Verein ist dringend auf finanzielle Hilfen von außen angewiesen. Ohne diese besteht das Risiko weitreichender Auflagen und Strafen des Deutschen Fußballbunds e. V. (DFB) bis hin zur Gefahr für den Profispielbetrieb".

Das wäre das Aus für den Verein und den Profifußball in Chemnitz. Nach TAG24-Informationen beträgt das komplette Defizit beim CFC rund 3,1 Millionen Euro.

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (54, SPD) und Mathias Hänel (CFC-Präsident) bei der Eröffnung vom neuen Stadion.
Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (54, SPD) und Mathias Hänel (CFC-Präsident) bei der Eröffnung vom neuen Stadion.  © Harry Härtel/Haertelpress