Seltenes Foto: So krass zerstörte der Krieg Chemnitz

Bei Frank Langer (66) in der Galerie Rosenhof können Chemnitzer das seltene Luftbild anschauen.
Bei Frank Langer (66) in der Galerie Rosenhof können Chemnitzer das seltene Luftbild anschauen.

Von Mandy Schneider

Chemnitz - An die Zerstörung von Chemnitz am 5. März 1945 erinnern meist Bilder zerbombter Häuser und von Trümmern verschütteter Straßenzüge. Diese Luftaufnahme zeigt nicht weniger beklemmend, was ein Krieg anrichtet: ein Zentrum wie ausradiert auf einem Bleistift-Plan.

Leere Flächen, nur von einzelnen Häusern unterbrochen - so sah die Mitte von Chemnitz 1953 aus. Das Foto entstand acht Jahre nach Kriegsende, als der Schutt beseitigt war.

Es ist der Ausschnitt einer seltenen Luftaufnahme von Chemnitz, die in der Galerie im Rosenhof hängt und die Inhaber Frank Langer (66) und jeden, der sie betrachtet, in besonderer Weise berührt:

Chemnitzer Innenstadt in den Nachkriegsjahren. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1953.
Chemnitzer Innenstadt in den Nachkriegsjahren. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1953.
Die abgeriegelte Carolastraße wurde 1953 nur für die Straßenbahn geöffnet.
Die abgeriegelte Carolastraße wurde 1953 nur für die Straßenbahn geöffnet.

"1953 bin ich an der Hand meiner Mutter durch dieses große Nichts in der Mitte der Stadt gegangen. Sie erzählte mir davon, wie die Amerikaner in den letzten Kriegstagen vom Bismarckturm aus beim Zielen auf das Stellwerk in Hilbersdorf ihr Haus in der Huttenstraße weggeschossen hatten.

Wenn wir an der Carolastraße vorbeiliefen, sah ich die hohen, grün gestrichenen Holzwände, mit denen der Straßenzug abgeriegelt war, weil sich dort die sowjetische Kommandantur befand. Nur wenn die Straßenbahn kam, wurde der Bretterverschlag kurz geöffnet."

Auf dem Luftbild, das aus einem sowjetischen Militärflugzeug in einer Höhe von 5000 bis 6000 Metern aufgenommen wurde, entdeckte Frank Langer diese Bretterwand wieder.

Er erwarb die Aufnahme vor rund 20 Jahren von einem Luftbild-Service, in dessen Archiven das Foto aufgetaucht war.

„Es ist fast die ganze Stadt darauf zu sehen. Auf dem Kaßberg sieht man sogar, dass die Häuser fast alle ohne Dächer sind, weil sie gebrannt haben.“

Das Kaufhaus Schocken eröffnete schon kurz nach Kriegsende wieder
Das Kaufhaus Schocken eröffnete schon kurz nach Kriegsende wieder
Die Jakobikirche war nach der Bombennacht eine Ruine. Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte
Die Jakobikirche war nach der Bombennacht eine Ruine. Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte
Am Falkeplatz war die Deutsche Bank das einzige Gebäude, das die Bombennacht überstand.
Am Falkeplatz war die Deutsche Bank das einzige Gebäude, das die Bombennacht überstand.

Fotos: Peter Zschage

Titelfoto: Import