Fesselnde Debatte um Schuld: "Die zwölf Geschworenen" begeistern Chemnitz

Chemnitz - Das Chemnitzer Schauspielhaus (Zieschestraße) startet mit einem Gerichtsdrama in die neue Spielzeit: "Die zwölf Geschworenen" bietet einen fesselnden Theaterabend mit großartigen Schauspielern. Am Samstag feierte das Stück, nach dem Fernsehspiel von Reginald Rose, Premiere.

Wie lief der Mord ab und konnte wirklich der Angeklagte der Täter sein? Diese Fragen versuchen die Geschworenen (im Bild: Marko Dyrlich und Dirk Glodde) zu klären.
Wie lief der Mord ab und konnte wirklich der Angeklagte der Täter sein? Diese Fragen versuchen die Geschworenen (im Bild: Marko Dyrlich und Dirk Glodde) zu klären.  © Theater Chemnitz/ Dieter Wuschanski

"Die zwölf Geschworenen" ist ein Stück, das zum Nachdenken anregt: Die Verhandlung eines Mordprozesses ist vorüber, die Beweise vorgebracht und die Geschworenen ziehen sich zurück. Sie müssen entscheiden, ob ein junger Mann schuldig ist oder nicht. Der Fall scheint klar, nur ein Geschworener, Nummer 8, hat Zweifel ...

Dargestellt wird der Geschworene von Dirk Glodde, den Zuschauern unter anderem bekannt als Mephisto in "Faust" und als Zampano in "La Strada".

Mit seiner ruhigen und überlegten Art und klugen Nachfragen kann er nicht nur seine "Kollegen" zum Umdenken bewegen, sondern auch das Publikum für sich einnehmen.

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Der vehementeste Befürworter der "Schuld-Seite" ist Geschworener 3. Er wird gespielt von Marko Dyrlich ("4 Blocks", "Babylon Berlin", "Tatort"). Nach außen hin gibt er den harten Kerl, offenbart aber immer mehr seine verletzliche Seite.

Moralische Debatte ohne erhobenen Zeigefinger

Die Nerven liegen blank: Rene Schmidt, Andreas Manz-Kozár, Marko Dyrlich und Christian Ruth als Geschworene.
Die Nerven liegen blank: Rene Schmidt, Andreas Manz-Kozár, Marko Dyrlich und Christian Ruth als Geschworene.  © Theater Chemnitz/ Dieter Wuschanski

Schauspieldirektor Carsten Knödler inszeniert das fast zweistündige Stück ohne Pause. Die braucht es aber auch nicht, sie hätte nur gestört.

Das Publikum wird direkt mitgenommen in den kargen Geschworenenraum (Bühne: Frank Hänig) und ohne Atempause beginnt die fesselnde Debatte der zwölf Protagonisten, die von einer exzellenten Darstellerriege gespielt werden.

Es geht emotional zu, die Nerven liegen blank. Es gibt aber auch zahlreiche ruhige Momente, bei denen man via Videoprojektion einen Blick in die Zelle des Angeklagten bekommt.

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Obwohl das Thema rund um die Frage nach der Schuld aus den 1950er Jahren stammt, ist es aktuell wie nie. Die moralische Debatte findet ohne erhobenen Zeigefinger statt und fasziniert dadurch um so mehr. Das hat auch das Premierenpublikum so gesehen und am Ende Darsteller und Inszenierungsteam mit minutenlangen Applaus gefeiert.

Die nächste Aufführung von "Die zwölf Geschworenen" im Schauspielhaus ist am 27. September um 19.30 Uhr. Karten gibt es ab 13 Euro.

Titelfoto: Theater Chemnitz/ Dieter Wuschanski

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