Genie und Wahnsinn: "Hamlet" begeistert nach 153 Jahren Deutschland
Chemnitz - Deutschlandpremiere für eine fast vergessene Oper: "Hamlet" von Franco Faccio feierte am Samstag in Chemnitz seine Erstaufführung in Deutschland, 153 Jahre nach der Premiere in Genua.

Das Libretto hält sich eng an die Tragödie von William Shakespeare: Am dänischen Hof wird gefeiert, obwohl der König erst vor kurzem verstorben ist. Prinz Hamlet beobachtet missmutig, dass seine Mutter seinen Onkel Claudius heiratet und dieser neuer Herrscher wird. Nachts erscheint Hamlet der Geist seines Vaters, der ihm offenbart, dass Claudius ihn ermordet habe. Hamlet schwört Rache.
"Hamlet" ist eine Übernahme der Bregenzer Festspiele 2016. Mit einer gewaltigen Bildsprache und ohne viele Effekte erzählt Regisseur Olivier Tambosi die Geschichte des dänischen Prinzen. Die Bühne ist immer in Bewegung und unterstützt damit die Dynamik des Stücks.
Gustavo Peña glänzt als rachsüchtiger Hamlet, der langsam dem Wahnsinn verfällt. Tatiana Larina gibt eine mädchenhafte Ophelia und als Herrscherpaar Getrude und Claudius überzeugen Katerina Hebelkova und Pierre-Yves Pruvot. Die musikalische Leitung hatte Gerrit Prießnitz inne.
Nach der Uraufführung von "Hamlet" 1865 in Genua geriet die Oper recht schnell in Vergessenheit und wurde erst 1871 in Mailand wieder inszeniert und fiel beim Publikum gnadenlos durch. Dieses Schicksal ereilte die Inszenierung in Chemnitz nicht, sondern sie erhielt neben viel Zwischenapplaus fast 15 Minuten Schlussapplaus und Bravos.
Die nächste Aufführung von "Hamlet" im Chemnitzer Opernhaus (Theaterplatz 2) ist am 18. November um 15 Uhr. Karten gibt es ab 14 Euro.



Titelfoto: Theater Chemnitz/Nasser Hashemi