Horror-Crash auf dem Südring: Knast für Todesraser

Chemnitz - Es war ein Horror-Crash, der selbst erfahrene Polizeibeamte erschütterte: Am Pfingstsonntag 2017 donnerte Steve W. (35) angetrunken mit seinem Audi A6 über eine rote Ampel, krachte ungebremst in einen VW-Transporter - mit rund 100 km/h. Der VW-Fahrer, Tobias R. († 54), war sofort tot.

Der Angeklagte Steve W. (35) am Donnerstag im Amtsgericht Chemnitz.
Der Angeklagte Steve W. (35) am Donnerstag im Amtsgericht Chemnitz.  © Sven Gleisberg

Der Saal im Amtsgericht war bis auf den letzten Platz gefüllt - Tobias R. hatte viele Freunde. Der Todesfahrer kam an einer Krücke zur Verhandlung - er hatte sich den Oberschenkel beim Unfall zertrümmert, ist noch heute krankgeschrieben.

Die Vorwürfe der Anklage waren heftig: Obwohl die Ampel an der Kreuzung Südring/Helbersdorfer Straße bereits 15 Sekunden auf "Rot" stand, raste Steve W. mit 0,68 Promille Alkohol im Blut ungebremst weiter.

Für den Messebauer Tobias R. endete dieser Wahnsinn abends um 23 Uhr tödlich: Er war bei "Grün" auf die Kreuzung gefahren, starb in den Trümmern seines VW-Transporters. Besonders tragisch: Tobias R. war gerade auf dem Weg zu seiner Freundin - eine Stunde später wollten beide den 55. Geburtstag des Chemnitzers feiern.

Zeugin: "Ich kannte seine egoistische Fahrweise"

Am Unfallort erinnern Kerzen an den getöteten Tobias R. (54)
Am Unfallort erinnern Kerzen an den getöteten Tobias R. (54)  © Maik Börner

Der Angeklagte selber sagte nur wenig zum Vorwurf: "Ich habe einen völligen Filmriss, bin erst in meinem kaputten Auto wieder aufgewacht." Zeugen hingegen konnten die Stunden vor dem Todescrash genau nachvollziehen.

Steve W. hatte sich nachmittags mit Freunden an einer Tankstelle getroffen, später zog die Auto-Clique weiter in eine Hobbywerkstatt. Dabei trank Steve W. auch mindestens zwei Bier. Abends sollte es dann noch in ein FastFood-Restaurant gehen.

Marco B. fuhr auf dem Weg dorthin hinter dem Todesraser: "Es war schon von weitem zu sehen, dass Rot war. Aber dort hat der Steve nochmal richtig Gas gegeben." Patricia E. (22) hätte fast im Audi des Angeklagten gesessen: "Ich kannte aber seine egoistische Fahrweise, fand sie furchtbar. Daher bin ich bei jemand anderem mitgefahren." Auf dem Beifahrersitz des Audis saß Christian W. (30). Der Mann überlebte schwer verletzt: "Am Anfang ist er noch human gefahren. Dann kam die Ampel, danach wurde alles schwarz."

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Gutachter Thomas B. (42) untersuchte den Unfall, stellte fest: "Es gab keine Bremsspuren." Als Nebenklägerin hatte auch die Mutter des Opfers im Gerichtssaal Platz genommen. Tapfer ertrug sie auch die Schilderungen über die tödlichen Verletzungen ihres Sohnes. Steve W. sagte am Ende der Verhandlung mit Tränen in den Augen: "Es tut mir alles leid, ich möchte mich entschuldigen."

Obwohl Steve W. nicht vorbestraft ist, kannte das Amtsgericht keine Gnade: Der Todesraser wurde zu zwei Jahren und acht Monaten Knast verurteilt. Damit wäre eine Aussetzung zur Bewährung ausgeschlossen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, eine Berufung würde dann vorm Chemnitzer Landgericht verhandelt werden.

In diesem Wrack starb der Messebauer Tobias R. († 54).
In diesem Wrack starb der Messebauer Tobias R. († 54).  © Harry Härtel/Haertelpress

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