
Ein Jahr nach dem Mord an Daniel H. (†35): OB Ludwig lässt Podiumsdiskussion platzen
Ein Teilnehmer zur Podiumsdiskussion bezüglich des Todes von Daniel H. (†35) passte OB Ludwig (57, SPD) nicht
Chemnitz - Es sollte eine Podiumsdiskussion werden. Ein Jahr nach dem Mord an Daniel H. (†35) in der Brückenstraße. Eingeladen hatte der MDR. Doch Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (57, SPD) ließ die Runde platzen.

Der Fernsehsender lud nämlich auch Arthur Oesterle (46) von der AfD zur Preview der Doku "Chemnitz - Ein Jahr danach" ins Kino "CineStar" (Galerie Roter Turm) ein.
Der Erzgebirger spielt in dem Film eine wesentliche Rolle. Oesterle ist aber nicht nur AfD-Mitglied, sondern trat auch schon als Sprecher und Ordner bei "Pro Chemnitz"-Demos auf.
Und er war bei mindestens einem Umzug der rechtsextremistischen Partei "Der III. Weg" dabei. In seiner Heimat ist Oesterle im anti-Asyl-Verein "Heimattreue Niederdorf" aktiv. Ein Stand dieser Gruppe sorgte Ende Juni für einen Skandal beim Fußballfest des Chemnitzer Polizeisportvereins.
Gründe genug für OB Ludwig, ihre Teilnahme an der Talkrunde abzusagen. "Die Oberbürgermeisterin ist nicht davon ausgegangen, vom MDR auf ein Podium mit einem offenbar bekennenden Neo-Nazi platziert zu werden. Barbara Ludwig hält es für falsch, einer solchen Person ein Podium zu bieten", teilte OB-Sprecher Matthias Nowak (51) dem MDR mit.
Der Sender reagierte prompt: "Von allen angefragten Protagonisten erhielten wir zunächst eine Zusage", teilte ein Sprecher mit. Einlgeaden waren auch TU-Professorin Olfa Kanoun, Margarete Rödel (Grüne Jugend) und MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi. Doch die Stadtverwaltung bleibt bei ihrer Version. Sprecher Nowak: "Frau Ludwig wird kein weiteres Statement abgeben."
Der MDR hält an der Aufführung und Diskussion am 22. August um 18 Uhr fest - allerdings ohne Prominenz. "Als Gesprächspartner werden nur Herr Jacobi und die Redaktion zu Verfügung stehen", so der Sprecher.



Fotos: Uwe Meinhold, imago images/Michael Trammer, Sven Gleisberg