Künstliche Intelligenz als Pflege-Helfer Chemnitzer Uni entwickelt
Chemnitz - Künstliche Intelligenz (KI) für die Ältesten: Das Projekt "KIN-TUC" der Technischen Universität Chemnitz erforscht derzeit ein Assistenzsystem für die Pflege von morgen.

"Die Idee entstand aus der immer älter werdenden Gesellschaft in Verbindung mit dem Mangel an Pflegekräften", sagt Roman Seidel (33) vom Lehrstuhls für Digital- und Schaltungstechnik. "Das System wird aber niemals eine Pflegekraft ersetzen können." Grund: Es fehle schlichtweg der menschliche Kontakt. "Die Künstliche Intelligenz soll lediglich Assistenz sein."
Doch was bedeutet diese Künstliche Intelligenz (KI) genau? Kameras nehmen Bilder auf, die KI analysiert den Tagesablauf und bemerkt Abweichungen - wie eine Weiterentwicklung der Zukunftsvision "Big Brother". Roman Seidel: "Die Kameras sehen aus wie ein großer Rauchmelder an der Decke." Doch keine Sorge: "Da kann sich keiner Big-Brother-mäßig einloggen. Die Daten sind nur für Angehörige oder Pflegekräfte abrufbar."
Das heißt konkret: "Ältere Menschen sind häufig vergesslich. Wenn die dann zum Arzt gehen und gefragt werden, wie sie in den letzten Wochen geschlafen haben, liefert die KI ein Protokoll." Auch wenn ein Bewohner plötzlich zu wenig trinkt, bieten Sensoren an Toiletten oder Wasserhähnen die entsprechenden Daten. Außerdem kann das Gerät sprechen: Bemerkt es einen Sturz, ruft es den Notarzt. Bei zu wenig Bewegung analysiert die KI das Wetter und empfiehlt einen Spaziergang.
Derzeit wird das Ganze in einem Labor, das wie eine Ein-Zimmer-Wohnung eingerichtet ist, getestet. Das Sächsische Wissenschaftsministerium fördert das Forschungsprojekt bis Dezember 2021 mit 1,4 Millionen Euro.



Titelfoto: Ronald Bonss