Die erste Fahrt mit der Chemnitzer Vorzeigebahn

Von Ronny Licht
Chemnitz - „Wir beginnen eine neue Ära in kleinen Schritten“, schmunzelte Silke Dinger (43), Sprecherin des Verkehrsverbundes Mittelsachsen (VMS).
Gemeint ist der neue Vorzeige-Zug „CityLink“. Fürs Eisenbahn-Netz ist er schon zugelassen - für die Straßenbahngleise soll das endlich im Mai passieren. Geplant war Ende 2015.
Dienstag gab’s eine Präsentationsfahrt nach Hainichen. 27 Kilometer in 30 Minuten - ab dem 4. April fährt der „CityLink“ (Stückpreis: 5 Mio. Euro) schon mal zwischen Hauptbahnhof und Hainichen.
Holger Wilhelm (45) vom Hersteller „Vossloh“ erklärt die Verzögerung: „Der TÜV wollte erst die Eisenbahn-Zulassung abwarten, bevor er die Unterlagen für das Straßenbahn-Netz prüft.“
Im Mai sollen auf der Strecke acht Züge im Einsatz sein. VMS-Chef Harald Neuhaus (59) nimmt es locker: „Wir hatten immer einen Plan B mit Ersatz-Fahrzeugen.“

In der Stadt fährt der Zug mit Strom, außerhalb mit Diesel. 68 Tonnen schwer, 87 Sitzplätze, 141 Stehplätze, bis zu 100 km/h schnell - und mit Toilette.
Die ist allerdings nicht behindertengerecht. Wilhelm: „Dafür ist das Fahrzeug mit seinen 2,65 Metern zu schmal.“ Allerdings können unterschiedliche Einstiegshöhen eingestellt werden, ein Audio-System für Blinde wurde installiert.
Die ersten 10.000 Kilometer wird die Alltags-Tauglichkeit im Linienverkehr noch unter Realbedingungen beobachtet - dann soll alles normal funktionieren. Vier weitere Züge sollen auf der Strecke Chemnitz-Thalheim rollen.
An den Feinheiten wird noch gefeilt. Lokführer Chris Stein (50) fuhr zu schnell in den Hauptbahnhof ein - Notbremsung.
Wilhelm schmunzelte zufrieden: „Die Sicherheitstechnik funktioniert.“
Fotos: Kristin Schmidt (2), Maik Börner (1)